Forschungsbericht 1999-2000 | |
Institut für Experimentelle Audiologie
Kardinal-von-Galen-Ring 10 48149 Münster Tel. (0251) 83-56861 Fax: (0251) 83-56882 e-mail: Lutkenh@uni-muenster.de WWW: http://biomag.uni-muenster.de/ Kommissarischer Direktor: Prof. Dr. B. Lütkenhöner | |
Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 05 - Medizinische Fakultät Institut für Experimentelle Audiologie Labor für Biophysik | ||||
Funktionsanalyse mechanischer und biologischer Herzklappenprothesen durch holographische Interferometrie
Für viele Patienten mit Herzklappenerkrankungen besteht als einzige
Behandlungsmöglichkeit der operative Austausch der erkrankten Klappe gegen eine
Herzklappenprothese. Die natürliche menschliche Herzklappe besitzt jedoch in Bezug
auf Funktion und Aufbau einzigartige Eigenschaften, die im Normalfall zu einer lebenslangen
Funktion führen und die von künstlichen Herzklappenprothesen nur
unvollständig nachgeahmt werden können. Sowohl in mechanischen als auch in
biologischen Herzklappenprothesen können bereits bei der Implantation verborgene
Strukturdefekte vorhanden sein, die unter der permanenten Belastung nach Implantation
schließlich zum Versagen der Prothese führen. In diesem Projekt wurde erstmals
die holographische Interferometrie zur Analyse von biologischen Herzklappenprothesen
eingesetzt. Das hier am Labor für Biophysik in Zusammenarbeit mit der Klinik und
Poliklinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie entwickelte Verfahren
ermöglicht es, in-vitro berührungslos und zerstörungsfrei Strukturdefekte
bzw. irreguläre Deformationsmuster unter Belastung der Klappenmaterialien zu
entdecken, die bei einer Oberflächenbetrachtung mit dem Mikroskop verborgen bleiben.
Die bisherigen Untersuchungen haben gezeigt, dass die holographische Interferometrie eine
sehr genaue Erkennung von intrinsischen Strukturdefekten und irregulären
Deformationsmustern, die zu einer gesteigerten mechanischen Belastung führen, in
Herzklappenprothesen ermöglicht. Dies gilt sowohl für mechanische als auch
für biologische Herzklappen. Der Vorteil der holographischen Interferometrie ist die
völlig berührungslose Vollfeld-Untersuchung des Objektes, d.h. eine zu
untersuchende Herzklappe kann mit einem Messvorgang in allen Abschnitten beurteilt werden.
Die holographischen Untersuchungen von handelsüblichen Bioprothesen zeigte, dass in
einer Vielzahl analysierter Klappen sich Auffälligkeiten in den Interferogrammen
zeigten, die Hinweise auf Schädigungen der Gewebetextur bzw. ungünstige
Veränderungen der Gewebeeigenschaften mit gesteigerter mechanischer Belastung
gaben. Eine Häufung holographisch detektierter Anomalien in den Bioprothesen
läßt sich im Bereich der Kommissuren und der basalen Befestigungsnaht der Segel
an dem Prothesengerüst beobachten. An diesen Stellen beschreibt die Literatur die
Ausgangspunkte für die Verkalkung der Grafts und führt dies auf die hohe
mechanische Belastung des Gewebes in diesen Arealen zurück. Zum Zeitpunkt der
holographischen Messung sind die Klappen noch keiner mechanischen Beanspruchung
ausgesetzt gewesen, dennoch lassen sich im Vergleich zu natürlichen menschlichen und
tierischen Herzklappen Irregularitäten nachweisen, die - und dies wurde durch
neuartige Kalzifikationsexperimente überprüft - Ausgangspunkt der
Verkalkung der Herzklappen darstellen, die letztlich zum Funktionsverlust der
Herzklappenprothese führen. Derzeit wird verstärkt an der Erweiterung und
Optimierung des Meßverfahrens gearbeitet, um so Herzklappenprothesen verschiedener
Funktionsart und Hersteller untersuchen zu können. Die im Rahmen dieses Projektes
geleistete Forschungsarbeit wurde mit dem Hancock II Jahrespreis 2000 der Deutschen
Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefässchirurgie ausgezeichnet.
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter