Funktionelle Organisation und plastische Reorganisation des auditorischen Kortex beim Menschen
Aus Tierexperimenten sind plastische Veränderungen in der funktionalen
Organisation sensorischer Areale infolge von Diskriminationslernen bekannt. Mittels
MEG-Messungen vor, während und nach einem dreiwöchigen
Frequenz-Diskriminationstraining wurden plastische Veränderungen im
auditorischen Kortex des Menschen nachgewiesen. Dabei wurden normalhörende Probanden nach
einem adaptiven Diskriminationsparadigma trainiert,
immer kleiner werdende Frequenzunterschiede zu erkennen. Die daraus resultierende
Sensitivitätsverbesserung in der Wahrnehmung von gerade noch hörbaren
Frequenzunterschieden, ging mit einer Vergrößerung der neuronalen
Quellenstärke einher. In einem weiteren Experiment lernten die Probanden
unterschiedliche Phonemlängen, die im Japanischen, aber nicht im Deutschen
bedeutungsrelevant sind, immer genauer zu unterscheiden. Aus begleitenden
MEG-Messungen zeigte sich bei deutschen Probanden eine Veränderung von
einer unspezifischen Aktivität zu einer vergrößerten, zeitlich
abgegrenzteren kortikalen Repräsentation, während Japaner von dem
Training offensichtlich nicht profitierten. Die Ergebnisse verdeutlichten plastische
Reorganisation im auditorischen Kortex, hervorgerufen durch intensives Training und
bestätigten, dass sensorisches Lernen auch im erwachsenen Gehirn zu
Veränderungen führen kann und dass Sprachelemente dafür
besonders zugänglich sind. Aus Tierexperimenten ist bekannt, dass kortikale
Regionen, die nicht mehr durch ihr ursprüngliches Eingangssignal inerviert
werden, Funktionen benachbarter kortikaler Areale übernehmen. Eine
funktionelle Deafferentierung im auditorischen System beim Menschen wurde im
Experiment durch Darbietung von Musik nachgebildet, bei der ein spektraler Bereich
unterdrückt wurde. Das Hören derart modifizierter Musik für
einige Stunden führt dazu, dass ein Testreiz in der spektralen Lücke
weniger starke kortikale Aktivität auslöst. Vergleichende
MEG-Untersuchungen zeigten, dass bei Berufsmusikern die Klänge ihres
Instrumentes stärker kortikal repräsentiert sind als dies bei
Nichtmusikern der Fall ist. Dieser Effekt plastischer Veränderung war umso
stärker, je früher im Kindesalter die Musiker das Üben ihres
Instrumentes aufnahmen.
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