Forschungsbericht 1999-2000 | |
Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie
Albert Schweitzer-Straße 33 48129 Münster Tel. (0251) 83-47472 Fax: (0251) 83-47479 e-mail: neuroch@uni-muenster.de WWW: http://medweb.uni-muenster.de/institute/neuroch/index.html Direktor: Prof. Dr. H. Wassmann | |
Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 05 - Medizinische Fakultät Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie Neurobionik | ||||
Projekt ALPHA: Adaptives Blasenimplantat bei Querschittsgelähmten
Die Indikation zur Implantation des adaptiven Neuroimplantates der Blase wird bei
thorakalen Paraplegikern mit gering ausgeprägter Spastik der Blase (und damit
auch der Extremitäten) gestellt. Die afferenten Fasern der Blase werden nicht
durchtrennt, sondern genutzt, um in einem geschlossenen, bidirektionalen System die
Blasenentleerung zu steuern. Während der Stimulation zur Entleerung werden
die sensiblen Nervenfasern elektrisch refraktär gesetzt, um eine Spastik der
Blasenschließmuskulatur zu verhindern. Ein Stimulator mit entsprechender
Leistungsreserve verhindert die Blasenspastik durch Dauerstimulation der Afferenzen
während der Urinspeicherphase.
Die bioelektrischen Kontakte werden so rückenmarksnah wie möglich im Bereich
des Conus medullaris mit Hilfe der dualselektiven Scannerelektrode hergestellt, um die
segmentale Gliederung der aus dem Rückenmark austretenden Nervenfasern zur
organspezifischen Registrierung von Biosignalen und entsprechender Stimulation nutzen zu
können. Eine Vermischung der Nerven der Cauda equina, wie sie im Os sacrum vorliegt,
findet sich am Conus medullaris nicht. Hierzu werden über eine Laminektomie
(Eröffnung des Wirbelkanals) in Höhe des 11. Brustwirbels bis zum 3.
Lendenwirbel 16 Scannerelektroden an die ventralen (motorischen) und dorsalen (sensiblen)
Fila radicularia (Nervenwurzeln) S2 bis S5 auf beiden Seiten angelegt.
Über die sensiblen Kontakte werden die Biosignale bei verschiedenen
Füllungszuständen der Blase abgeleitet. Zeitgleich werden das
Blasenfüllungsvolumen, die Blasendrücke und EMG's aus Beckenboden und
analem Schließmuskel aufgezeichnet. Die afferenten Signalmuster bei 0-50, 200 und
400 ml Füllungsvolumen oder einem Blasendruck von 40 cm
H2O werden durch einen Mikroprozessor erkannt und in entsprechend
pulskodierter Form an einen intakten sensiblen Nerven der Rückenhaut weitergeleitet. So
kann der Patient lernen, die artifiziellen, sensiblen Phänomene mit dem
Blasenfüllungszustand gleichzusetzen. Die Reizparameter für die motorische
Stimulation der ventralen Wurzeln S2 bis S5 werden so eingestellt, daß nur die Blase
selektiv aktiviert wird, ohne andere Beckenorgane mitzuinnervieren (die selektive Aktivierung
von Enddarm und Sexualfunktionen ist zunächst nicht vorrangiges Ziel dieses Projektes.
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter