Mutismus nach Entfernung von zerebellären Tumoren

Mit einer Wahrscheinlichkeit von bis zu einem Drittel tritt bei Kinder in der Spracherwerbsphase ein passagerer Mutismus auf, wenn zuvor Operationen im Bereich des Kleinhirns durchgeführt wurden, um zum Beispiel Tumoren zu entfernen.

Beim Erwachsenen wurden zahlreiche anatomisch-funktionelle Modelle zur Sprachverarbeitung entwickelt und zum Teil klinisch und experimentell verifiziert. Für die Phase des Spracherwerbs bei Kinder hingegen gibt es nur vage Vorstellungen zu einem Funktionszusammenhang zwischen Kleinhirn, Thalamus und verschiedenen Kortexarealen. Das Phänomen des postoperativ nach Kleinhirnoperationen vorübergehend auftretenden Mutismus bei Kindern in der Spracherwerbsphase bietet als klinisches Modell die Möglichkeit, Hypothesen zum Spracherwerb (und in Analogie zum Erwerb anderer motorischer Lernvorgänge) zu entwickeln und zu testen.

In Zusammenarbeit mit Neuropädiatrie, Nuklearmedizin, diagnostischer Radiologie, Linguistik und Neuroinformatik ist das Ziel dieses Projektes nicht nur die Erarbeitung eines Beitrages zur Grundlagenforschung des Spracherwerbs, sondern auch die Entwicklung eines konkreten operationstechnischen Ansatzes zur Vermeidung des passager auftretenden Mutismus bei Kindern in der Spracherwerbsphase bei Kleinhirnoperationen.

Drittmittelgeber:

Kinderhilfe des AWD

Beteiligte Wissenschaftler:

Prof. Dr. med. H.-W. Bothe (MA), Dr. med. A. Brentrup, Dr. med. B. Fischer

Veröffentlichungen:

Brentrup A, Bothe HW: Passagerer Mutismus nach Operationen im Bereich der hinteren Schädelgrube im Kindesalter. Mittlg. der DGNC, Heft 1, 23 (2001)