Forschungsbericht 1999-2000 | |
Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbes. Controlling Universitätsstr. 14-16 48143 Münster Tel. (0251) 83-22017 Fax: (0251) 83-22018 e-mail: Controlling@wiwi.uni-muenster.de WWW: http://www.wiwi.uni-muenster.de/ctrl/ Direktor: Prof. Dr. Wolfgang Berens | |
Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 04 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbes. Controlling Controlling | ||||
Interne Kundenorientierung des Controlling
Ausgehend von einer historischen Entwicklung in der sich in vielen Bereichen Marktstrukturen
von Verkäufermärkten zu durch ein Angebotsüberschuss
gekennzeichneten Käufermärkten entwickelt haben, sehen sich in
jüngster Vergangenheit auch Unternehmensteilbereiche mit einer sich ändernden
Konkurrenzsituation konfrontiert. Waren es zuerst noch die Unternehmensbereiche, in denen
die unmittelbare Leistungserstellung für den Absatzmarkt erfolgte, die sich einer
vergleichenden markt- und kundenbezogenen Betrachtung mit anderen
Produktionsstätten oder externen Anbietern unterziehen mussten, sind es heute
insbesondere Gemeinkostenbereiche, die die Kosten der Erstellung ihres
Leistungsangebotes vor den Anforderungen ihrer Kunden rechtfertigen müssen.
Im Rahmen derartiger Entwicklungstendenzen sah der Controlling-Bereich
regelmäßig seine Aufgabe darin, zu einer Abbildung bzw. Bewertung der
Situationen in den anderen Unternehmensbereichen beizutragen. Seit wenigen Jahren erst hat
sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass das Controlling selbst Bestandteil der zuletzt
angesprochen Gemeinkostenbereiche ist, und sich daher - bei konsequenter
Fortführung dieses Gedankens - ebenfalls einer markt- und kundenbezogenen
Betrachtungsweise unterziehen muss.
Die zentrale Rolle des Controlling und die damit verbundenen vielfältigen Schnittstellen
zu anderen Unternehmensteilbereichen erfordern ein gezieltes Management, ausgehend von
einer zukunftsgerichteten Planung über den Leistungserstellungsprozess bis hin zum
Rückkopplungsprozess und der Erfolgskontrolle. Insbesondere die fakultative
Funktion des internen Rechnungswesens deutet unmittelbar darauf hin, dass der Betrieb
eines darauf aufbauenden umfassenden Controlling nur dann zu rechtfertigen ist, wenn dieses
sich konsequent an den Bedürfnissen seiner jeweiligen Kunden ausrichtet
Zur Gewährleistung einer umfassenden Kundenorientierung bietet der konventionelle
Ansatz des Marketing Lösungsmöglichkeiten für
unternehmensexterne Absatzmärkte an. Ebenso wie es im Bereich des externen
Marketing notwendig ist, die Marketing-Ziele konsequent an den Zielvorstellungen des
Gesamtunternehmens auszurichten, ist es für den Controlling-Bereich
unerlässlich, die Bereichsziele den Meta-Zielen unterzuordnen. Ansonsten besteht die
Gefahr der Förderung von Bereichsegoismen, die der Zielerreichung des
Gesamtunternehmens zuwiderlaufen können.
Da aber im Regelfall Analogien zu den Begrifflichkeiten und Vorgehensweisen des externen
Marketing für organisationsinterne Austauschprozesse nicht uneingeschränkt
bestehen, erscheint eine unkritische Übernahme solcher Lösungsansätze
fragwürdig. Der mittlerweile in der wissenschaftlichen Literatur etablierte Ansatz des
internen Marketings bemüht sich, den Besonderheiten interner Beziehungen unter
Marketinggesichtspunkten durchgängig Rechnung zu tragen. Eine konsequente
Anwendung auf einzelne Funktionsbereiche von Unternehmen ist jedoch selten.
Zielsetzung dieser Arbeit soll es daher sein, die Anwendbarkeit von Marketing-Techniken und
-Instrumenten für das Controlling zu überprüfen, um im Einzelfall
Modifikationsmöglichkeiten bzw. Anwendungsvoraussetzungen aufzuzeigen. Auf Basis
einer fundierten marketingorientierten Analyse des Controlling sollen erfolgskritische
Faktoren isoliert werden, die im Rahmen der Leistungsgestaltung Berücksichtigung
finden sollten. Um den Zielen des Controlling und damit den Gesamtunternehmenszielen
gerecht zu werden, ist insbesondere auch Leistungen mit "hoheitlichen" Charakter besonderes
Augenmerk zu schenken, da gestaltende Marketing Aktivitäten nicht zum Selbstzweck
werden dürfen.
Der Nutzen der Anwendung darauf aufbauender Instrumente/Strategien steigt
erfahrungsgemäß mit einer zunehmenden Komplexität der das Controlling
umgebenden Organisationsstrukturen und Leistungsverflechtungen. Wesentlich für alle
Controller ist hingegen die dahinterstehende Denkfigur, die unabhängig von der
Institutionalisierung eines derartigen Marketings begreifen hilft, dass letztlich nur über
eine konsequent systematische Ausrichtung an den Kundenbedürfnissen die
Controlling-Ziele erreichbar sind. Wirksamkeit erlangen die Maßnahmen jedoch nur,
wenn beide Transaktionspartner - Controller und Manager - eine derartige Denkhaltung ihrem
Rollenverständnis zugrundelegen.
Beteiligter Wissenschaftler: |
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Hans-Joachim Peter