Forschungsbericht 1999-2000 | |
Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbes. Controlling Universitätsstr. 14-16 48143 Münster Tel. (0251) 83-22017 Fax: (0251) 83-22018 e-mail: Controlling@wiwi.uni-muenster.de WWW: http://www.wiwi.uni-muenster.de/ctrl/ Direktor: Prof. Dr. Wolfgang Berens | |
Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 04 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbes. Controlling Controlling | ||||
Entwicklung einer Kosten- und Leistungsrechnung für die
Im Frühjahr 1999 beauftragte das Ministerium für Umwelt, Raumordnung und
Landwirtschaft (seit dem Frühjahr 2000: Ministerium für Umwelt und Naturschutz,
Landwirtschaft und Verbraucherschutz (MUNLV)) des Landes Nordrhein-Westfalen den
Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Controlling der
Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, vertreten durch Prof.
Dr. Wolfgang Berens, die Staatlichen Umweltämter bei der Entwicklung und
Einführung einer Kosten- und Leistungsrechnung zu beraten. Die Durchführung
dieser Arbeiten geschah im Rahmen des Projektes Kosten und
Leistungsrechnung in der Staatlichen Umweltverwaltung", im folgenden
KLEIST genannt.
Ausschlaggebend für die Auswahl der Staatlichen Umweltämter im Rahmen des
Pilotprojektes war die vergleichbare Aufgabenstruktur der einzelnen Behörden. Auf
dieser Basis erschien es möglich, ein verhältnismäßig einheitliches
Abbildungskonzept zu entwickeln, welches in der Lage ist, sowohl in quantitativer als auch
qualitativer Hinsicht steuerungsrelevante Informationen zu liefern. Über die Abbildung
hinaus bietet sich die Größe der Ämter für eine spätere
eigenverantwortlich dezentrale Ressourcenverantwortung an. Zum Beginn des Vorhabens
wurden zunächst zwei der zwölf Ämter, die StUÄ Herten und Lippstadt
ausgewählt. Hierdurch sollte einerseits ein überschaubarer Rahmen gegeben sein,
andererseits sollte durch die unterschiedlichen Organisationsstrukturen der beiden
Ämter abgesichert werden, daß die zu entwickelnde Konzeption unabhängig
von amtsspezifischen Besonderheiten auf die Gesamtheit der Ämter übertragbar
bleibt.
In dem durch die Projektorganisation definierten Rahmen wurde das Gesamtvorhaben der
Einführung der KLR in den beiden am Projekt KLEIST beteiligten
Umweltämtern in vier Abschnitte untergliedert:
In Übereinstimmung mit diesen Projektphasen wurden Arbeitspakete definiert, die
jeweils durch einen Meilenstein dokumentiert werden sollten.
Die Definitionsphase diente der Formulierung der Projektziele, der Aufgaben und
Terminplanung sowie der Planung der Organisationstrukturen.
Im Mittelpunkt der betriebswirtschaftlichen Begleitung des Projektes stand das KLR-Konzept.
Grundlage hierfür war die Analyse der allgemein umweltverwaltungs- bzw.
behördenspezifischen Rahmenbedingungen für die KLR. Die Analyse der
Rahmenbedingungen fand in erster Linie anhand der Sichtung von bestehenden Unterlagen
sowie vor Ort geführter Gespräche mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der in
das Projekt einbezogenen Einrichtungen statt. Um die mit dem Projekt in Berührung
kommenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem erforderlichen betriebswirtschaftlichen
Gedankengut vertraut zu machen, fanden im Vorfeld der Erarbeitung der Projektinhalte
einführende betriebswirtschaftliche Erläuterungen durch den Berater statt. Auf
dieser Basis wurde das Kernteam in die Lage versetzt, Kostenarten und Kostenstellen
abzugrenzen.
Weiterhin wurde in dieser Projektphase (im Anschluß an die erforderlichen Schulungen)
die Produktdefinition angestoßen, die in der Folgezeit von den Mitarbeitern der
beteiligten Ämtern vorgenommen wurde.
Die Einführung einer Kosten- und Leistungsrechnung ist nur sinnvoll möglich,
wenn das fachliche Konzept mit Hilfe einer geeigneten Software-Lösung umgesetzt wird.
Für das Projekt KLEIST wurde entschieden, dazu eine am Markt
erhältliche betriebswirtschaftliche Standard-Anwendungssoftware einzusetzen. Die
Auswahl dieser Software war Gegenstand der Projektphase 3. Die
Leistungsfähigkeit, der weite Verbreitungsgrad sowie die bestehende
Rahmenvereinbarung mit dem Land NRW begünstigten die Entscheidung für die
Software Mach M1.
Nach Beauftragung der Firma Mach hatte die Projektphase 4 die softwaretechnische
Umsetzung und Implementierung des erstellten KLR-Konzeptes zum Inhalt. Dazu wurde das
vom Kernteam erarbeitete Konzept der Firma Mach übergeben und in Zusammenarbeit
mit deren Mitarbeitern in den Punkten
In dem nachfolgenden Probebetrieb haben die am Projekt KLEIST teilnehmenden
Ämter begonnen, anfallende Vorgänge kostenrechnerisch einzuordnen und im
KLR-System zu erfassen. Sie werden damit in den Datenbestand der KLR-Software
übernommen und stehen für Auswertungen zur Verfügung. Zum Aufbau eines
Berichtswesens wurde ein Konzept erstellt, welches gegenwärtig jedoch noch nicht
abschließend realisiert ist.
Auf Basis des derzeitigen Projektstandes lassen sich bereits erste positive Auswirkungen auf
das Wirtschaftlichkeitsempfinden in den beteiligten Behörden erkennen. Neben den
umfassenden betriebswirtschaftlichen Schulungen hat insbesondere der gemeinschaftliche
Erarbeitungsprozeß zu einer tiefen Verankerung und Akzeptanz von
Controlling-Prinzipien geführt. Controlling, verstanden als Beschaffung, Aufbereitung
und Analyse von Daten zur Unterstützung zielsetzungsgerechter Entscheidungen, wird
zunehmend als notwendig erachtet, um Entscheidungsalternativen zweckmäßig
anhand ihrer monetären Auswirkungen bewerten zu können. Insbesondere der
Überwachung und Steuerung der Kosten von Organisationseinheiten und Produkten
wurde im Rahmen der Konzepterstellung besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Als Grundlage
für die spätere Kalkulation von Produkten wurden diese zunächst im Vorfeld
im Rahmen ausführlicher Workshops behördenübergreifend diskutiert und
abgegrenzt. Insbesondere dieser Prozeß hat zu einer dezidierten Durchdringung der
täglichen Arbeitsinhalte und Arbeitsprozesse geführt, wodurch sich über die
eigentliche Kostenrechnung hinausgehende Veränderungspotentiale eröffneten.
Die Umsetzung der Kostenrechnung im Rahmen der Software M1 erlaubt zusätzlich eine
anwenderfreundlichere Abwicklung aller haushaltsrelevanten Vorgänge, als dies derzeit
der Fall ist. Die Integrativität der Softwarelösung ermöglicht
zusätzlich die Nutzung weiterer standardmäßig im Programm enthaltener
Komponenten wie bspw. Lagerverwaltung.
Insgesamt erscheint es zweckmäßig, die im Rahmen des Pilotprojektes
entwickelte Konzeption flächendeckend auf die übrigen StUÄ auszuweiten,
da dies zum einen allen Ämtern die Führung auf Basis kostentransparenter
Strukturen ermöglicht, und zum anderen behördenübergreifende
Wirtschaftlichkeitsvergleiche an Aussagekraft gewinnen. Eine Ausweitung sollte
idealtypischerweise analog zum Pilotprojekt durch in den Ämtern zu bildende
Projektteams erfolgen. Mittels einer gezielten betriebswirtschaftlichen Schulung sollten
sowohl grundlegende Ansprüche der Kostenrechnung als auch der konkret erarbeitete
konzeptionelle Rahmen vermittelt werden. Darauf aufbauend sollte das Konzept auf den
behördenspezifischen inhaltlichen Anpassungsbedarf überprüft werden, um
auf dieser Basis den im Rahmen des Pilotprojektes entwickelten Modellmandanten
(Softwareprototyp für die StUÄ) individuell anpassen zu können.
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter