Forschungsbericht 1999-2000 | |
Institut für Verkehrswissenschaft
Am Stadtgraben 9 48143 Münster Tel. (0251) 83-22994 Fax: (0251) 83-28395 e-mail: 10bili@uni-muenster.de WWW: http://www.wiwi.uni-muenster.de/~10/index.htm Direktor: Prof. Dr. Karl-Hans Hartwig | |
Forschungsschwerpunkte 1999 - 2000
Fachbereich 04 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät Institut für Verkehrswissenschaft Verkehrswissenschaft | ||||
Lückenschluß der Bundesautobahn A 31
Von September 1999 bis April 2000 erstellte das IVM ein Gutachten, das sich mit der
Vorteilhaftigkeit des Lückenschlusses der Bundesautobahn 31
beschäftigt. Die A 31 verbindet Bottrop mit Emden und ist bis auf ein
Teilstück von rund 40 km zwischen Meppen/Lingen und dem
münsterländischen Ochtrup fertiggestellt. Obwohl die A 31 in der
aktuellen Bundesverkehrswegeplanung (BVWP) mit höchster Priorität
versehen ist, dürfte mit der Fertigstellung aus finanziellen Gründen erst
im Jahr 2013 zu rechnen sein. Aus diesem Grund setzen sich verschiedene
Interessengruppen in der Region für eine frühere Realisierung des
"Lückenschlusses" der A 31 ein. So ist z.B. ein "Mitfinanzierungsmodell"
geplant, bei dem sich die Region an den für das Bauvorhaben benötigten
430 Mio. DM beteiligt. Der Schlüssel sieht einen Anteil der
beiden beteiligten Kreise in Höhe von 84 Mio. DM, der Niederlande von
30 Mio. DM und der Wirtschaft in Höhe von 21 Mio. DM
vor. Den Rest bringt das Land Niedersachsen im Sinne einer Vorfinanzierung
für den Bund auf. Um die "Rentabilität" einer solchen Mitfinanzierung
bzw. allgemein den Nutzen des Lückenschlusses beurteilen zu können,
haben Vertreter der Region das IVM mit der Erstellung einer Analyse der
Vorteilhaftigkeit des Vorhabens beauftragt. Die Untersuchung setzt sich u.a. aus
folgenden Bestandteilen zusammen: Ermittlung der Wirtschaftlichkeit des
Lückenschlusses auf Grundlage einer Nutzen-Kosten-Analyse, Darstellung der
Bedeutung des Lückenschlusses für die angrenzenden
niederländischen Provinzen, Ermittlung der Nutzeneinbußen einer
verzögerten Fertigstellung des Lückenschlusses, ökonomische
Beurteilung des "Mitfinanzierungsmodells" im Kontext der Finanzmittelknappheit im
Verkehrsinfrastrukturbereich und ökonomische Beurteilung einer
niederländischen Beteiligung am Mitfinanzierungsmodell. Der Schwerpunkt der
Untersuchung liegt auf den ersten beiden Punkten, in denen die Wirtschaftlichkeit des
Lückenschlusses bewertet wird. Als Grundlage dient dabei der
Bewertungsrahmen des BVWP '92, in dem Aspekte wie Wirtschaftswachstum,
Regionalentwicklung, Verkehrssicherheit und Umweltbelastungen analysiert werden.
Im Vergleich zum BVWP-Verfahren aus dem Jahr 1992 werden sinnvolle
Weiterentwicklungen der Bewertungsmethodik berücksichtigt. Die Frage der
Finanzierung stellt ein sehr aktuelles Problemfeld dar. Dies zeigt nicht zuletzt die
Einsetzung einer Expertenkommission zur Verkehrsinfrastrukturfinanzierung unter
dem Vorsitz von Wilhelm Pällmann durch das Bundesministerium
für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. Insofern ist die Analyse und Umsetzung
des Mitfinanzierungsmodells unter Berücksichtigung der
niederländischen Beteiligung nicht nur für die Auftraggeber des
Gutachtens, sondern auch aus verkehrswissenschaftlicher Sicht von großem
Interesse. Ein wesentliches Problem derartiger Mitfinanzierungsmodelle besteht in
dem sogenannten Gefangenendilemma. Von diesem Phänomen spricht man
immer dann, wenn individuell rationale Handlungen zu kollektiven und damit letztlich
auch zu individuell schädlichen Ergebnissen führen. Im konkreten
Beispiel äußert sich das Gefangenendilemma in einer Anreizstruktur, die
den Einzelnen dazu veranlaßt, eine Trittbrettfahrerposition einzunehmen: Er
versucht, sich der finanziellen Beteiligung zu entziehen und hofft darauf, daß
andere das Projekt finanzieren, von dem dann alle, d.h. auch jene profitieren, die selbst
keinen finanziellen Beitrag leisten. Weil alle so denken, entsteht kollektives
Fehlverhalten. An diesem Problem, konkret den Beiträgen der Wirtschaft,
könnte das Projekt in letzter Minute scheitern.
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler: |
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Hans-Joachim Peter