Forschungsbericht 1997-98 | |
Institut für Allgemeine Zoologie und Genetik
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Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 18 - Biologie Institut für Allgemeine Zoologie und Genetik Populations- und Chronobiologie (Prof. Dr. Fr. Weber) | ||||
Prozesse der genetischen Differenzierung auf Populationsniveau
Die Genpoole verwandter Populationen können sich als Folge von Neumutationen,
Zufallsauslese, Genfluß und unterschiedlichen Selektionsbedingungen voneinander
unabhängig verändern. Wir untersuchen die Bedeutung dieser
Differenzierungsmechanismen am Beispiel von Populationen der Laufkäferart
Carabus auronitens und ihrer Schwesterart C. punctatoauratus anhand genetisch
bedingter Enzympolymorphismen. Beide Arten besiedeln eiszeitliche Refugialgebiete in
Südfrankreich. C. auronitens hat sein Areal nacheiszeitlich bis weit nach
Mitteleuropa erweitert. Innerhalb der Refugialgebiete weisen Populationen beider Arten ein
hohes Maß an morphologischer und genetischer Variabilität auf. Die
mitteleuropäischen Populationen sind hingegen morphologisch und genetisch erheblich
weniger variabel: vermutlich führte der genetische Drift bei der nacheiszeitlichen
Ausbreitung zu Allelverlusten. - Jüngere genetische Differenzierungsprozesse sind in den
einheimischen (Wald-stenotopen) Populationen von C. auronitens nachweisbar.
Populationen südwestlich von Münster bilden einen
Allelhäufigkeitsgradienten bezüglich eines diallelen Esterase-Gens. Der Gradient
entstand vermutlich während der letzten 100 Jahre als Folge der Verschmelzung zweier
Populationen, die während der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen
Waldverwüstung in verschiedenen Reliktarealen überlebt hatten und in denen durch
Zufallsauslese jeweils ein anderes Allel des Esterase-Gens eliminiert worden war. Nachdem im
19. Jahrhundert Wälder neu aufgeforstet worden waren bzw. Niederwälder zu
Hochwäldern regeneriert waren, konnte sich C. auronitens über ein
größeres Gebiet ausbreiten. Wir analysieren das Migrationsverhalten der Art im
Freiland in Korridorhabitaten und mit Hilfe einer telemetrischen Technik. - Ergänzend
wird die genetische Differenzierung panmiktischer Einheiten innerhalb lokaler Populationen
bei dem euryöken Laufkäfer C. granulatus anhand eines extrem
polymorphen Genlocus untersucht. - Die Untersuchungsergebnisse sind für Probleme
des Arten- und Naturschutzes bedeutsam.
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter