Forschungsbericht 1997-98 | |
Institut für Allgemeine Zoologie und Genetik
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Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 18 - Biologie Institut für Allgemeine Zoologie und Genetik Orientierung einzelliger Organismen (Hdoz. Dr. H.-W. Kuhlmann) | ||||
Phototaxis bei Ciliaten
Organismen sind in ihrer Umgebung einer Vielzahl von Reizen ausgesetzt, welche sie, sofern
sie den Reiz wahrnehmen können, gegebenenfalls mit einer Reaktion beantworten. Die
Reaktion des Organismus auf einen Reiz kann als Versuch betrachtet werden, die Chance seines
Überlebens zu erhöhen. Als Folge einer Orientierungsreaktion z.B. kann ein
Organismus an einen anderen Ort gelangen, an welchem die Lebensbedingungen für ihn
günstiger sind. Unterschieden werden u.a. physikalische Reize wie Lichtreize, akustische,
thermische, mechanische, elektrische, gravitationsbedingte, magnetische Reize und
schließlich das weite Spektrum der chemischen Reize.
Unter Phototaxis versteht man die Bewegung eines freibeweglichen Organismus, welche sich
unmittelbar an der Lichtrichtung orientiert. Dem Studium der Phototaxis kommt eine
allgemeine, über die Aufklärung des speziellen Problems hinausgehende
Bedeutung zu. Einzellige Organismen eignen sich besonders gut für derartige
Untersuchungen, da sich bei ihnen das Geschehen innerhalb einer Zelle abspielt und somit die
komplexen Wechselwirkungen zwischen Zellen keine Rolle spielen. Am hiesigen Institut
beschäftigen wir uns ausschließlich mit Orientierungsreaktionen von Ciliaten. Die
meisten der näher untersuchten Arten sind sowohl zu einer positiven wie negativen
Phototaxis befähigt; eine Umkehr des Reaktionstyps erfolgt dabei oft im Anschluß
an die Nahrungsaufnahme. Zusätzlich zur Phototaxis zeigen viele Ciliaten
photokinetische und photophobische Reaktionen, welche von der Lichtrichtung
unabhängig sind, sowie Orientierungsreaktionen als Folge von chemischen Reizen (z.B.
Anlockung durch Pheromone), Berührung, Temperaturveränderung, etc.
Einige der untersuchten Arten besitzen spezielle Zellorganellen, mit deren Hilfe die
Reizrichtung (die Richtung des einfallenden Lichtes) sehr präzise bestimmt werden kann.
Solche Zellorganellen wurden in der Berichtszeit mit Hilfe eines
Transmissionselektronenmikroskops genauer untersucht. Ultrastrukturell lassen sich
mindestens drei Typen von unidirektionalen Lichtdetektoren unterscheiden, welche offenbar
nach unterschiedlichen physikalischen Prinzipien funktionieren. Dabei spielen Lichtabsorption,
Lichtreflexion und Lichtbeugung jeweils eine wichtige Rolle.
Weitergehende Aussagen zur Funktion der besonderen Zellorganellen sowie zur
Lichtperzeption allgemein werden dann möglich sein, wenn wir mehr über die
chemische Natur und die Lokalisation der eigentlichen Photorezeptormoleküle bei
phototaktischen Ciliaten wissen.
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter