Forschungsbericht 1997-98 | |
Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft
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Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 09 - Erziehungswissenschaften Institut für Allgemeine Erziehungswissenschaft Pädagogische Psychologie | ||||
Frühe Präventionen und Interventionen bei Lese-Rechtschreib-Schwäche
Schulerfolg hängt von verschiedenen Determinanten ab. Daß unter ihnen im
deutschsprachigen Raum die Beherrschung des Rechtschreibens, zumal beim Übergang
auf weiterführende Schulen, eine nicht zu übersehende Rolle spielt, ist mindestens
seit der Längsschnittstudie von Lilly Kemmler (1967; 1976) belegt, nach der eine
mängelfreie Rechtschreibung zur Schulerfolgswahrscheinlichkeit mehr beiträgt als
die gemessene Intelligenz. Offensichtlich wird das Vorurteil nach wie vor gepflegt,
Rechtschreibung habe viel mit Intelligenz zu tun und dürfe deswegen als ihr bequem
verfügbarer valider Indikator gebraucht werden. Hierin könnte auch einer der
Gründe für die vergleichsweise zahlreichen Forschungsaktivitäten gesehen
werden, die sich auf Rechtschreibprobleme richten. Die andere Seite der Schriftsprachlichkeit,
nämlich der Fähigkeitskomplex des Lesenkönnens, hat dagegen als
wissenschaftlicher Arbeitsgegenstand bisher nicht dieselbe Aufmerksamkeit finden
können. Ist Lesen etwa leichter als Rechtschreiben und daher problemärmer, weil
manchmal ein Teil des codierten Sinns den Zeichen schon durch bloßes Raten entnommen
werden kann, während die Gestaltung des Schreib-Produkts eine exakte Beachtung von
Normen erfordert, die sich zudem in vielen Fällen auch noch einer sachlogischen
Systematik entziehen? Individuelle Beeinträchtigungen und Schwächen dieser
beiden "klassischen" Kulturtechniken haben die Pädagogische Psychologie immer wieder
besonders beschäftigt. Dabei ist bei dem Phänomen-Komplex, der sich hinter dem
Etikett "Lese-Rechtschreib-Schwäche" verbirgt, nicht von einem klar definierten,
isolierbaren Störungs- und Beeinträchtigungsphänomen auszugehen, sondern
man findet den Begriff mit einem ganzen Bündel vor allem von Lernauffälligkeiten
und benennbaren Teilleistungsschwächen befrachtet, die solche hochintegrierten
Regelsysteme der Sprachbenutzung, wie sie das Lesen und das Rechtschreiben darstellen,
nachteilig beeinflussen. Eine möglichst frühzeitige Voraussage des Auftretens
solcher Auffälligkeiten und Störungen wäre aus pragmatischer Sicht
wünschenswert. Hierzu liegen bereits einige respektable Studien vor. Im eigenen
Vorhaben ist im Berichtszeitraum vor allem der Diskussionsstand im europäischen Raum
untersucht und besonders die Frage behandelt worden, welche frühen Präventions-
und Interventionsmaßnahmen zur Anwendung gelangt sind oder gelangen könnten.
In einem weiteren Schritt sind vergleichende Studien besonders des anglo-amerikanischen
Sprachraums beizuziehen und die Möglichkeiten zu analysieren, die sich bei den
Behandlungsmaßnahmen durch den Einsatz computerisierter Medien, insbesondere bei
Verwendung interaktiver Programme - soweit bereits vorhanden - ergeben können.
Beteiligter Wissenschaftler: |
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Hans-Joachim Peter