Forschungsbericht 1997-98 | |
Psychologisches Institut I Psychologische Diagnostik und Klinische Psychologie Fliednerstr. 21 48149 Münster Tel. (0251) 83-0 (Vermittlung) Fax: (0251) 83-34113 e-mail: @psy.uni-muenster.de WWW: http://wwwpsy.uni-muenster.de/inst1.html Geschäftsführende Direktorin: Prof. Dr. de Jong-Meyer | |
Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 08 - Psychologie und Sportwissenschaft Psychologisches Institut I - Psychologische Diagnostik und Klinische Psychologie Arbeitsbereich Prof. Dr. R. de Jong-Meyer | ||||
Aufmerksamkeits- und Gedächtnisprozesse bei psychischen Störungen
Spezifität emotional getönter Gedächtnisinhalte bei Depression
Untersuchungen der Arbeitsgruppe um Williams (1996) legen nahe, daß suizidale
Patienten und Depressive - im Gegensatz zu Ängstlichen - emotionale autobiografische
Erinnerungen weniger spezifisch wiedergeben. Zur Entwicklung dieses Phänomens nimmt
Williams an, daß Patienten auf Grund von aversiven Erfahrungen in der Kindheit erlernen,
die Erinnerung spezifischer autobiografischer Informationen zu vermeiden und die
Gedächtnissuche bereits auf einer Ebene intermediärer kategorialer Deskriptionen
abbrechen. Das Misslingen des Abrufs spezifischer Informationen führt dann zu weiteren
Iterationen des Suchvorgangs mit anderen intermediären Deskriptionen und damit
langfristig zur Entstehung eines hoch elaborierten Netzwerks kategorialer Deskriptionen,
welches dann auch bei der Enkodierung aktueller negativer wie positiver Ereignisse wirksam
wird. Ist dieses Netzwerk etabliert, bewirkt eine Gedächtnissuche die sequentielle
Aktivierung bestehender intermediärer Deskriptionen und stabilisiert dadurch wiederum
das Netzwerk (bei Williams als "mnemonic interlock" bezeichnetes Phänomen).
In den 1998 begonnenen eigenen Arbeiten wurden bislang Untersuchungen zu folgenden
Fragestellungen durchgeführt: Gelingt eine Replikation der Spezifitätsbefunde bei
sorgfältig diagnostizierten ambulanten und stationär behandelten depressiven
Patienten, d. h. zeigen sie den Spezifitätseffekt bei emotional getönten versus
nicht-emotionalen Hinweis-Worten und unterscheiden sie sich bezüglich der
Spezifität emotionaler Erinnerungen von nicht- depressiven Kontrollpersonen und von
Personen mit Angstsymptomatik? Besteht eine Interaktion zwischen Spezifität und Valenz
bei dieser Gedächtnisaufgabe, d. h. unterscheiden sich die berichteten Erinnerungen auf
positive versus negative emotionale Hinweis-Worte im Hinblick auf Spezifität? Tritt das
Phänomen der unspezifischen Berichte von Erinnerungen unabhängig davon auf,
ob es sich um eine eigene emotionale vergangene Situation handelt oder um die einer
nahestehenden anderen Person (Selbst- versus Fremdreferenz)? Haben Patienten mit
vermindertem Zugriff auf spezifische autobiografische Erinnerunen auch Schwierigkeiten,
spezifische Zukunftsvorstellungen zu generieren, derzeit für sie bedeutsame Anliegen
spezifisch zu repräsentieren und/oder Problemlösungen in spezifischer Weise
anzugehen? Zeigen die untersuchten depressiven Patienten den Effekt auch nach Abklingen
ihrer Symptomatik, was als Hinweis dafür gewertet würde, dass es sich um einen
Vulnerabilitäts- oder Trait-Marker für Depression handeln könnte? Nach
erfolgreichem Abschluss der Patienten- und Kontrollgruppenrekrutierungen für die
genannten Fragestellungen stehen derzeit Auswertungen und Publikationsvorbereitungen im
Mittelpunkt dieses Projekts.
Automatische versus kontrollierte Informationsverarbeitung
Eine weitere Fragestellung zu Aufmerksamkeits- und Gedächtnisprozessen betraf
Leistungsunterschiede von Depressiven bei Aufgaben, die zu unterschiedlichen Anteilen
automatische versus kontrollierte Verarbeitung erfordern. Die bei stationär
behandlungsbedürftigen depressiven Patienten (N = 52) gewonnenen
Ergebnisse (Höping et al., eingereicht) legen es nahe, die Entwicklung und
Validierung von Aufgaben voranzutreiben, mit denen das gesamte Kontinuum kontrollierter
versus automatischer Verarbeitungsprozesse messbar wird.
"Inhibition of Return" bei Zwangskranken
Pathologisches Zweifeln und andere Symptome bei Zwangserkrankungen legen
Störungen mnestischer Informationsverarbeitungs-Prozesse, insbesondere Defizite bei
aufmerksamkeitssteuernden inhibierenden Mechanismen nahe. Dieser Hypothese wird
über das Paradigma des "inhibition of return" nachgegangen. "Inhibition of return"
beschreibt das verzögerte Erkennen eines Zielreizes nach einer (mindestens
300 msec) zuvor erfolgten Darbietung eines peripheren Hinweis-Reizes. "Inhibition of
return" scheint bei visuellen Suchen von besonderer Bedeutung zu sein. Ist die Aufmerksamkeit
einmal auf einen Ort bzw. ein Objekt fokussiert, wird der Ort/das Objekt intern mit einem "tag"
versehen und eine weitere Suche in diesem Bereich wird für gewisse Latenzzeit inhibiert.
Ohne diese Inhibition würde das Suchen ständig an bereits überprüften
Orten fortgesetzt. Bei Zwangskranken ließe sich nun vermuten, daß diese keine bzw.
eine gegenüber einer Kontrollgruppe verringerte "Inhibition of return" aufweisen.
Bisher wurden 10 Zwangspatienten und 10 Kontrollpersonen in die Studie einbezogen.
Beteiligte Wissenschaftler: |
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Hans-Joachim Peter