Forschungsbericht 1997-98 | |
Psychologisches Institut I Psychologische Diagnostik und Klinische Psychologie Fliednerstr. 21 48149 Münster Tel. (0251) 83-0 (Vermittlung) Fax: (0251) 83-34113 e-mail: @psy.uni-muenster.de WWW: http://wwwpsy.uni-muenster.de/inst1.html Geschäftsführende Direktorin: Prof. Dr. de Jong-Meyer | |
Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 08 - Psychologie und Sportwissenschaft Psychologisches Institut I - Psychologische Diagnostik und Klinische Psychologie Arbeitsbereich Prof. Dr. R. de Jong-Meyer | ||||
Analyse motivationaler Bedingungen von Alkoholmissbrauch und -abhängigkeit
Während die Erforschung individueller motivationaler Strukturen im
angelsächsischen Sprachraum seit einiger Zeit vorangetrieben wird und dort erste
normierte und publizierte Verfahren ihren Weg in die klinisch- diagnostische Praxis gefunden
haben, fehlten vergleichbare Instrumente im deutschen Sprachraum bisher völlig.
Ausgangspunkt der eigenen Projekte war der "Motivational-Structure-Questionnaire - MSQ"
(Cox, Klinger und Blount, 1996), für den eine Übersetzung für die
therapeutengeleitete Anwendung (Cox, Klinger, Fuhrmann und de Jong-Meyer, 1995) und eine
Adaptation für die Anwendung in einem stationären Gruppen-Setting (siehe unten)
entwickelt wurde. Das Verfahren zielt auf die differenzierte Erfassung von gegenwärtig
bedeutsamen Anliegen einer Person. Es gibt Aufschluss über die Verteilung von Zielen in
Lebensbereichen, die jeweils bei Zielannäherung erwarteten affektiven Konsequenzen, die
Ausmaße persönlicher Verpflichtung und Anstrengungsbereitschaft, die
Zeitperspektive bei Zielannäherung, die Erfolgserwartung sowie andere teilweise aus den
Einzelantworten abgeleitete Indikatoren der Motivationsstruktur in einem modellhaft
zunächst breit erfassten Zieleraum. Mit diesem Verfahren ist sowohl ein individueller
Zugang zu Klienten/Patienten wie auch ein nomothetisch ausgerichteter Vergleich zwischen den
verschiedenen Messzeitpunkten und Patienten möglich.
In Kooperation mit der Westfälischen Klinik für Psychiatrie (Schroer, Fuhrmann,
Reker) wurde der therapeutengeleitete Einsatz der Motivationsstrukturanalyse als
Kurz-Intervention bei Alkoholabhängigen in verschiedenen Entwöhnungsstadien
untersucht. Dazu wurde das Verfahren für eine Anwendung in Gruppen adaptiert
(Schroer, Fuhrmann, Cox & de Jong-Meyer: Zielaktivierung und Zielklärung-ZAK:
Manual zur standardisierten Durchführung in der Gruppe). Die Patienten wurden in drei
Sitzungen angeleitet, sich ihre aktuellen Ziele imaginierend zu vergegenwärtigen, sie zu
präzisieren, affektive Konsequenzen der Zielverfolgung zu antizipieren, den zeitlichen
Rahmen einzugrenzen sowie weitere zielbezogene Schritte durchzuführen. Außer
der Wirksamkeitsüberprüfung wurden unterschiedliche Selbststeuerungsziele und
-defizite mit der nachfolgenden Behandlungsaktivität, dem Trinkverhalten und dem
subjektiven Wohlbefinden der Patienten in Beziehung gesetzt. Als Vergleichsgruppenbedingung
wurde das Gruppentraining sozialer Kompetenz durchgeführt. Die bisher ausgewerteten
Daten von über 120 Patienten belegten eine vergleichbare Effektivität über
die Gesamtgruppe der Patienten. Innerhalb der Subpopulation mit schlechterer Prognose erwies
sich die Zielaktivierung und Zielklärung als signifikant überlegen. Derzeit wird das
vorliegende Manual ergänzt um Module zur Zielpriorisierung und zur Förderung
der Zielerreichung. Eine Überprüfung seiner Effektivität bei Patienten mit
einem weiteren Diagnosespektrum ist geplant.
Die seit 1995 bestehenden Kontakte mit Prof. Cox (Bangor, Wales, Großbritannien)
wurden seit 1998 durch eine Drittmittelförderung aus dem "Programm zur
Förderung des projektbezogenen Personenaustauschs mit Großbritannien"
(Deutscher Akademischer Austauschdienst DAAD sowie British Council) unterstützt. Als
gemeinsame Ziele der Kooperation wurden die Weiterentwicklungen und Adaptationen der
Motivationsstrukturanalyse und darauf aufbauende Interventionen vereinbart. Zwei der
fünf geförderten jeweils einwöchigen Auslandsaufenthalte haben
stattgefunden (November 1998 in Münster, Februar 1999 in Bangor). Dabei konnten die
Indikatoren aus MSQ und ZAK reduziert und präzisiert werden. Layout und
Benutzerfreundlichkeit wurden verbessert. Eine computerisierbare Rückmeldung der
Ergebnisse wurde vereinbart. Sowohl in Deutschland wie in Großbritannien wurde
begonnen, das Verfahren in die stationäre bzw. ambulante Routineversorgung zu
implementieren. Eine in der eigenen Arbeitsgruppe entwickelte Bibliotherapie- Adaptation (de
Jong-Meyer, Bruns & Delfs, 1994) soll nach Übersetzung auch im
angelsächsischen Sprachraum erprobt werden. Schließlich führten
gemeinsame Interessen an einer mehr grundlagenwissenschaftlichen Analyse von
Motivationsprozessen bei Abhängigen zur Vorbereitung eines Drittmittel-Antrags auf
EU-Ebene.
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter