Forschungsbericht 1997-98 | |
Psychologisches Institut I Psychologische Diagnostik und Klinische Psychologie Fliednerstr. 21 48149 Münster Tel. (0251) 83-0 (Vermittlung) Fax: (0251) 83-34113 e-mail: @psy.uni-muenster.de WWW: http://wwwpsy.uni-muenster.de/inst1.html Geschäftsführende Direktorin: Prof. Dr. de Jong-Meyer | |
Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 08 - Psychologie und Sportwissenschaft Psychologisches Institut I - Psychologische Diagnostik und Klinische Psychologie Arbeitsbereich Prof. Dr. R. de Jong-Meyer | ||||
Die Erfassung von Handlungskontroll- und Selbstregulationsprozessen und ihre Beeinflussbarkeit
Modelle und Befunde der allgemeinpsychologischen Grundlagenforschung verweisen auf
spezifizierbare Kontroll- und Selbstregulationsprozesse, die die Planung, Umsetzung und
Bewertung von zielorientierten Handlungen fördern oder hemmen. Ziel der Projekte in
diesem Bereich ist es, diese Prozesse auch bei psychischen Störungen zu untersuchen und
zu klären, unter welchen Bedingungen und über welche Mechanismen es zu diesen
fördernden bzw. hemmenden Effekten kommt.
In einer in der Christoph-Dornier-Klinik Münster durchgeführten Studie (Henn et
al., 1997) wurde die Veränderbarkeit von Komponenten der Handlungs-/Lageorientierung
(nach Misserfolgen, bei der Planung, während der Tätigkeitsausführung) bei
Angstpatienten im Verlauf einer Reizkonfrontationstherapie untersucht. Wie erwartet stieg das
Ausmaß allgemeiner sowie auf Angstsituationen bezogener Handlungsorientierung bei
allen Komponenten deutlich an. Patienten, die zusätzlich zu Agoraphobie auch unter
Panikanfällen litten, waren dabei zu Therapieende noch deutlich weniger
handlungsorientiert. Außerdem zeigte sich ein differenzielles Muster der
Zusammenhänge zwischen den Veränderungen der drei Komponenten der
Handlungs-/Lageorientierung und den Therapieerfolgsmaßen: Je deutlicher die
Veränderungen in Richtung einer handlungsorientierten funktionalen
Misserfolgsverarbeitung umso geringer waren zu Therapieende die Angstwerte, während
etwa Veränderungen in Richtung handlungsorientierter Planung keine derart deutlichen
Beziehungen mit Therapieerfolgskriterien aufwiesen.
Eine ähnlich angelegte Studie wurde bei Essgestörten durchgeführt, die sich
in stationärer Behandlung befanden (de Jong-Meyer, Engberding, Schipper und Gillhoff,
in Vorbereitung). Die drei in die Untersuchung einbezogenen Patientinnen-Gruppen (Anorexie,
Bulimie, Adipositas) zeigten zu Therapiebeginn deutliche Abweichungen in Richtung
ungünstiger Selbstregulation verglichen mit nicht-essgestörten Kontrollen. Auch
hier ergaben sich dann über den Therapieverlauf günstige Veränderungen in
verschiedenen Bereichen der Selbstregulation von der Entscheidungsvorbereitung bis zur
funktionalen Verarbeitung von Misserfolgen, deren Höhe wiederum mit objektiven und
subjektiven Zielerreichungs-Kriterien korrelierte. Nur vereinzelt wurden Unterschiede zwischen
den verschiedenen Essgestörten-Gruppen bedeutsam. So wiesen die Anorektikerinnen vor
wie nach der Therapie eine erhöhte Selbstdisziplin auf.
Eine eigene Skalenentwicklung ("Fragebogen zum Bewerten und Ablösen", de
Jong-Meyer und Wilken, eingereicht) diente der Erfassung von Kompetenzen der postaktionalen
Bewertung, die in bisherigen Handlungssteuerungsmodellen vernachlässigt, in den
eigenen Konzepten jedoch als sehr wichtig angesehen wurden. In den zur Skalenkonstruktion
durchgeführten Untersuchungen an 122 Normalen und zwei kleineren klinischen
Stichproben ergaben sich gute bis befriedigende Testgütekriterien. Der erste Faktor
erfasste dysfunktional-selbstbezogene (selbstabwertendes Grübeln), der zweite
funktional-aufgabenbezogene (auf konstruktive Problemlösung gerichtete)
Bewertungsprozesse.
Die in verschiedenen klinischen Gruppen übereinstimmend gefundenen
Veränderungen von Handlungskontroll- und Selbststeuerungskompetenzen im Verlauf
von Therapien, die zu dem mit guten Therapieerfolgen in Beziehung standen, beantworten noch
nicht die Frage, über welche Mechanismen diese Veränderungen zustande kommen
und welche Auswirkungen sie genau haben. Diese Mechanismenklärung soll nun in
experimentellen Untersuchungen an Normalpersonen nachgegangen werden.
Beteiligte Wissenschaftler:
Veröffentlichungen: |
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Hans-Joachim Peter