Forschungsbericht 1997-98 | |
Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin Albert-Schweitzer-Str. 33 48149 Münster Tel. (0251) 83-47251 Fax: (0251) 88704 e-mail: hva@uni-muenster.de WWW: http://medweb.uni-muenster.de/institute/anaest/ Direktor: Prof. Dr. med. H. Van Aken | |
Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 05 - Medizinische Fakultät Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin Experimentelle und klinische Hämostaseologie, Frau PD Dr. B. Kehrel (Leiterin), Dipl. Chem. Brodde, Dr. rer. nat. Dörmann, Dipl. Chem. Glauner, Dr. Jahn, Dipl. Biol. Jasinski, Dipl. Biol. Jurk, N. Köhler, Dr. Mundthal, R. Raestrup, Dipl. Chem. Zippel, cand. Med. Bichel, cand. Med. Bödecker, cand. Med. Dahme, cand. Med. Maas, cand. Med. Schriek | ||||
Die Bedeutung der Thrombozyten-Leukozyten-Wechselwirkung für die Pathogenese von Gefäßwanderkrankungen
Thrombozyten und Leukozyten sind gemeinsam an bedeutenden pathophysiologischen Prozessen,
wie der Thrombogenese, der Immunabwehr und der Entstehung arteriosklerotischer Plaques
beteiligt. Entzündungs- und Blutstillungsreaktionen sind eng verwandte Prozesse und
beeinflussen sich gegenseitig.
Als Voraussetzungen für die Untersuchungen von Interaktionen zwischen Thrombozyten und
Leukozyten konnte die Erfassung von Assoziaten aus Thrombozyten und neutrophilen Granulozyten
standardisiert werden. Untersuchungen in Kooperation mit der Klinik und Poliklinik für
Neurologie beweisen die Bedeutung der Plättchen / Leukozyten-Wechselwirkung für
den akuten ischämischen Schlaganfall. Patienten mit akutem "stroke" wiesen eine deutlich
erhöhte Assoziationsrate von Plättchen und Monozyten auf. Zusätzlich reagierten
die Thrombozyten dieser Patienten nicht auf hohe Konzentrationen an Thrombin. Wir konnten
nachweisen, daß das refraktäre Verhalten der Patienten-Plättchen für den
Agonisten Thrombin nicht durch Medikamenteneinwirkung sondern durch die Spaltung und
Internalisierung des "7-transmembrane"-Thrombinrezeptors PAR-1 bedingt ist.
In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Peters/Herrmann (Medizinische Mikrobiologie) wurden
Adhäsionsuntersuchungen von Plättchen an Thrombospondin (TSP-1) unter
Scherstreßbedingungen durchgeführt. Es zeigte sich, daß Plättchen bei
hohen Scherkräften (1700s-1) stärker an TSP-1 adhärieren als unter
statischen Bedingungen. Dies wurde auch mit Blut eines Patienten, dem der vWF vollständig
fehlt, beobachtet. Damit konnte zum ersten Mal gezeigt werden, daß TSP-1 das zweite
extrazelluläre Matrixprotein neben dem vWF ist, das Zellen bei hohem Scherstreß
binden kann. Durch Experimente mit funktionell inhibierenden monoklonalen Antikörpern
konnten CD36 und P-Selektin als TSP-1 Rezeptoren auf Plättchen identifiziert werden. Es
zeigte sich aber kein signifikanter Unterschied in der Adhäsion von P-Selektin-haltigen und
P-Selektin-defizienten Plättchen. Doch konnten Thrombin-aktivierte P-Selektin-defiziente
Plättchen ca. 50% weniger TSP-1 in Lösung binden als Kontrollplättchen
(Kooperation AG Vestweber, Institut für Zellbiologie). Dieses Ergebnis stützt die
These, daß P-Selektin direkt oder indirekt an der Bindung von TSP-1 an aktivierte
Plättchen beteiligt ist. Durch die Etablierung einer schonenden Isolierungsmethode von
Monozyten und PMNL aus peripherem Blut mit Hilfe der Elutriation ist es nun möglich,
Aktivierungsstudien an isolierten Zellen durchzuführen. Mit Hilfe der
Durchflußzytometrie konnten wir zeigen, daß das C-terminale TSP-1 Peptid
RFYVVMWK in der Lage ist, nicht nur Plättchen sondern auch Leukozyten zu aktivieren.
RFYVVMWK induzierte die TSP-1-Bindung sowohl an Monozyten als auch an PMNL. CD11b
wurde nur auf Monozyten nicht aber auf PMNL durch das C-terminale TSP-1-Peptid exprimiert.
Ebenso wurde die MRP8/14-Expression auf Monozyten durch RFYVVM-WK induziert
(Kooperation AG Sorg, Institut für Experimentelle Dermatologie). RFYVVMWK aktivierte
Monozyten binden an nicht aktivierte Plättchen. Dieses Ergebnis widerlegt die These, die
Plättchenaktivierung sei der alleinige Auslöser für die Assoziation. Die durch
Leukozytenaktivierung induzierte Plättchen-Monozyten-Assoziation konnte durch funktionell
inhibierende monoklonale Antikörper gegen PSGL-1 und Mac-1 nicht gehemmt werden.
Durchflußzytometrische Untersuchungen an einer Patientin mit "a-d-storage pool disease" und an zwei
Patienten mit "Gray Platelet Syndrom" ergaben eine fehlende TSP-1-Bindung an Plättchen,
Monozyten und PMNL. Es wurden trotz einer aktivierungsbedingten Expression von P-Selektin auf
Plättchen kaum Assoziate zwischen Thrombozyten und Leukozyten detektiert, die auch durch
Thrombin in vitro nicht weiter induziert werden konnten.
Kooperationen: Prof. Dr. Jack Lawler, Harvard Medical School, Boston; Prof. Dr. Judith Lahav,
University of Tel Aviv; Prof. Dr. Dietmar Vestweber und Prof. Dr. Volker Gerke, Zentrum für
Molekularbiologie der Entzündung, Universität Münster; Prof. Dr. E.
Ringelstein, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universität Münster; Prof. Dr.
Peter Spangenberg, Fachhochschule für Medizintechnik, Jena, Prof. Dr. George Tuszynski,
Allegheny University, Philadelphia.
Beteiligte Wissenschaftler: |
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Hans-Joachim Peter