Forschungsbericht 1997-98   
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[Pfeile blau] Forschungsschwerpunkte 1997 - 1998
Fachbereich 04 - Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät
Institut für Wirtschaftsinformatik
Prof. Dr. Heinz Lothar Grob
 


Computergestütztes Controlling

Entscheidungsunterstützungssysteme (EUS) haben das Ziel, die Effizienz von Entscheidungsträgern in schlecht oder unstrukturierten Entscheidungssituationen zu verbessern. Die Entwicklung neuer Konzepte und ihre Integration in die betriebliche Anwendungsarchitektur bilden den Schwerpunkt dieses Forschungsbereichs. Dabei werden Probleme sowohl des strategischen als auch des operativen Controlling analysiert und praxisrelevante Lösungsansätze erarbeitet.

Im Rahmen entscheidungsunterstütztender Systeme kommen vermehrt Systeme zum Einsatz, die autonom in großen Datenbeständen nach potentiell relevanten Zusammenhängen suchen. Derartige Systeme zur Mustererkennung in großen Datenbanken werden als Data-Mining-Systeme bezeichnet. Im Rahmen eines Forschungsprojektes wird die Anwendung von Data-Mining-Systemen und Methoden auf internetbasierte Nutzungsdaten evaluiert. Die gewonnenen empirischen Befunde dienen als Grundlage für die Realisierung innovativer Controlling-Werkzeuge, die die Planung, Steuerung und Kontrolle von Aktivitäten des Electronic Commerce erlauben. Die Integration dieser Werkzeuge in bestehende Marketingkonzepte, wie beispielsweise das Database Marketing bzw. Online-Marketing, erlaubt die Realisierung neuartiger, echtzeitorientierter Marketinginstrumente, die sich am On-line-Kundenverhalten orientieren.

Ein weiteres Forschungsprojekt hat die Simulation von Ökobilanzen zum Gegenstand. Im Spannungsfeld von Ökonomie und Ökologie wächst die Bedeutung der Ökobilanz als ein Instrument zur Entscheidungsunterstützung. Sowohl aus betriebswirtschaflicher als auch aus volkswirtschaftlicher Sicht kann der gezielte Einsatz der Ökobilanz zu vorteilhaften Entwicklungen führen. Zu deren Prognose ist der Einsatz der computergestützten Simulation unerläßlich. In einem Forschungsprojekt wurden die Einsatzmöglichkeiten der bewerteten Stoff- und Energiebilanz analysiert und ein betriebsübergreifender Ökobilanz-Ansatz entwickelt, der die Wechselwirkungen zwischen Politik, Wissenschaft, unternehmerischem Wettbewerb und Konsumenten berücksichtigt. Die Darstellung der einzelnen Modellkomponenten und die Durchführung von Simulationsläufen zeigen auf, inwiefern sich Unternehmen mit unterschiedlichen Umweltstrategien auf einem Markt mit umweltzertifizierten Produkten behaupten können.

Im Berichtszeitraum wurde ferner ein Projekt zum Hochschulmanagement und -controlling initiiert. Grundlegender Gegenstand ist die Informationsmodellierung typischer Verwaltungsprozesse der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU). Diese Prozeßmodelle dienen der Organisations- und Informationssystemgestaltung sowie der Einführung eines computergestützten Controlling. Begonnen wurde mit einem Pilotprojekt, das die Ist-Modellierung im Bereich des Gebäude- und Liegenschaftsmanagement der WWU zum Gegenstand hat. Die Ergebnisse werden innerhalb einer ARIS-Datenbank modelliert, die ergänzend textuell dokumentiert werden. Ziel ist die Entwicklung von Referenzmodellen für typische Geschäftsprozesse von Universitäten.

Im Rahmen eines weiteren noch laufenden Forschungsvorhabens zum Controlling an Hochschulen wird ein System zur Informationsbereitsstellung für Zwecke des Controlling erarbeitet. Nach Tailoring des V-Modells für die Zwecke des Systementwurfs, wurde eine Analyse der an den Universitäten des Landes NRW verwendeten Softwaresysteme im Bereich Finanzen" durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Studie sowie eine deduktive Informationsbedarfsanalyse ließen deutlich werden, daß Daten unterschiedlicher Systeme für die Zwecke des Hochschulcontrollings zusammenzuführen und auszuwerten sind. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, wird ein System entworfen, das auf einer Datawarehouse-Lösung basiert. Diese Integrationskomponente wird durch eine zu entwickelnde OLAP-Komponente ergänzt, die individuelle Analysen der Datenbestände ermöglicht. Auf diese Weise wird die Basis für ein effizientes Controlling an Hochschulen gelegt.

Im Rahmen eines Praxisprojekts wurde die Machbarkeit der Einführung einer Prozeßkostenrechnung in den marktnahen Bereichen einer öffentlichen Verwaltung untersucht. Mit Hilfe der Prozeßkostenrechnung können erstmals die Kosten einer bestimmten Kostenstelle nach wichtigen betrieblichen Abläufen aufgegliedert und analysiert werden. Die Komponenten und die Allokation der betrieblichen Ressourcen zu den Prozessen konnten zudem näher untersucht werden. Differenziertere Produktkalkulationen werden ermöglicht, die für Entscheidungen bzgl. Einführung, Erweiterung oder Reduzierung von Produkten herangezogen werden können.

In einem weiteren Forschungsprojekt wird untersucht, wie objektorientierte Referenzmodelle konstruiert werden können und welche Potentiale diese zur Unterstützung des computergestützten Controlling bieten. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, daß zum einen die Informationssystemgestaltung für den Bereich des Controlling und zum anderen die Organisationsgestaltung des Controlling unterstützt werden können. Neben der eigentlichen Konstruktion ist eine Evaluation der erstellten Referenzmodelle geplant.

Gegenstand eines weiteren Forschungsvorhabens ist die Entwicklung einer eigenständigen Leistungsrechnung als Bestandteil des internen Rechnungswesens. Voraussetzung für den Aussagewert der Leistungsrechnung ist Leistungstransparenz hinsichtlich der Art, des Umfangs und der Beziehungszusammenhänge interner und abgesetzter Leistungen. Da Leistungen als Output von Faktorkombinationsprozessen definiert sind, wird für die Leistungsrechnung das Konzept der Prozeßorientierung als Abbildungs- und Erklärungsansatz herangezogen. So soll gezeigt werden, daß es die Identifikation und Abgrenzung von Prozessen ermöglicht, Leistungen einzeln sowie entsprechend der horizontalen und vertikalen Strukturierung der Unternehmensprozesse auf unterschiedlichen Aggregationsniveaus zu erfassen. Die Entwicklung eines Unternehmensprozeßmodells wird daher als eine grundlegende Aufgabe angesehen, die der laufenden Erfassung und Bewertung von Leistungen im Rahmen der Leistungsrechnung vorangehen muß.

Beteiligte Wissenschaftler:

Prof. Dr. H. L. Grob (Leiter), Dr. S. Bieletzke, Dipl.-Kfm. R. Babiel, Dipl.-Kfm. F. Bensberg, Dipl.-Wirt.Inform. J. vom Brocke, Dipl.-Wirt.Inform. C. Holtmann, Dipl.-Wirt.Inform. B. Schlagheck, Dipl.-Kffr. A. Wieding

Veröffentlichungen:

Alpar, P., H. L. Grob, P. Weimann, R. Winter: Unternehmensorientierte Wirtschaftsinformatik, Braunschweig, Wiesbaden 1998.

Bensberg, F.: Hypertext - Konzeption, Entwicklung, Werkzeuge, in: Toolbox & Multimedia Nr. 2, 1997, S. 34-36. Bensberg, F. (1998), Web-Integration von ODBC-Datenbanken mit JDesignerPro, in: Java Magazin Nr. 2, 1998, S. 14-17.

Bensberg, F., T. Weiss: Web Log Mining als Analyseinstrument des Electronic Commerce, in: Proceedings zur WI-Fachtagung Integration externer Informationen in Management Support Systems, Hrsg.: Uhr, W., Breuer, S.-E., Dresden 1998, S. 197-214

Grob, H. L., F. Bensberg: Das Data-Mining-Konzept, Arbeitsbericht Nr. 8 (erscheint 1999).

Grob, H. L., S. Bieletzke: Erfolgsfaktoren für das System "Internet", in: Computer Based Marketing, Handbuch zur Marketinginformatik, Hrsg.: H. Hippner, M. Meyer, K. D. Wilde, Braunschweig, Wiesbaden 1998, S. 109-115.

Grob, H. L., C. Landsmann: Controllingsoftware zur integrierten Erfolgs- und Finanzplanung, in: WISU, Heft 12/98, S. 1322-1330.

Schwegmann, A., B. Schlagheck: Integration der Prozeßorientierung in das objektorientierte Paradigma: Klassenzuordnungsansatz vs. Prozeßklassenansatz, in: Becker, J., Grob, H. L., Klein, St., Kuchen, H., Müller-Funk, U., Vossen, G. (Hrsg.), Arbeitsberichte des Instituts für Wirtschaftsinformatik, Arbeitsbericht Nr. 60, 1997.

 
 
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Hans-Joachim Peter
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Datum: 1999-07-20