Die verstärkte Verbreitung der Informationsmanagement-Theorie und die steigende
Leistungsfähigkeit verfügbarer Modellierungstools hat zu einer enormen
Erhöhung des Einsatzes und der Verwendungsvielfalt- von Informationsmodellen
geführt. Informationsmodelle haben sich dabei für viele komplexe Fragestellungen
der Organisations- bzw. Informationssystemgestaltung als beschreibendes und experimentelles
Hilfsmittel etabliert. Durch Abstraktion und Formalisierung liefern diese jedoch nicht nur einen
positiven Beitrag zur Komplexitätsreduktion, sondern können aufgrund
vielfältiger zu berücksichtigender Details auch eine erhebliche
Eigenkomplexität entwickeln. Bislang herrscht eine Syntaxorientierte und formale
Diskussion von Modellierungsmethoden vor. Zur Bewältigung der
Eigenkomplexität der Informationsmodellierung wurden hingegen kaum operational
umsetzbare Aussagen getroffen. Hier soll das Projekt "Grundsätze ordnungsmäßiger
Modellierung (GoM)" einen systematischen und theoretisch
fundierten Katalog an Qualitätsaspekten von Informationsmodellen und damit
korrespondierenden praxisorientierten Modellierungsempfehlungen liefern. Zunächst
werden 6 allgemeine Grundsätze definiert, die einen Ordnungsrahmen von
Qualitätskategorien an Informationsmodelle spannen. Die Erkenntnis, daß sich die
Qualität von Modellen in der Adäquanz bzgl. der jeweiligen Verwendungszwecke
bzw. der involvierten Personen konstituiert, führt zur Auseinandersetzung mit der
Ausgestaltung unterschiedlicher Perspektiven. Hierbei werden insbesondere
Gestaltungsempfehlungen für Referenz- und Metamodelle bzw. Workflow- und
Simulationsmodelle erarbeitet. Eine besondere Art von Perspektiven bilden spezifische
Gegebenheiten von Branchen. In diesem Rahmen werden die GoM im Kontext von Produktion,
Handel und Dienstleistung spezifiziert. Darauf aufbauend werden die allgemeinen
Grundsätze für verschiedene Sichten (Funktions-, Daten- und Steuerungssicht)
und Methoden (Funktionsdekompositionsdiagramme, Entity-Relationship-Diagramm,
Ereignisgesteuerte Prozeßketten (EPK), Petrinetze) verfeinert. Die
Gestaltungsempfehlungen bestehen in Vorgehensweisen zur Modellkonstruktion,
Referenz-Modellbausteinen und Modellierungskonventionen. Die betrachteten Methoden
werden in diesem Rahmen mit dem Ziel einer höheren Modellqualität zum Teil
erweitert. Das Forschungsprojekt orientiert sich nicht ausschließlich an der
Wirtschaftsinformatik, sondern werden auch im Kontext der Informatik- und
Ingenieurdomänen (u.a. Petrinetze, Fertigungssteuerung, Automatisierungstechnik)
reflektiert und in diese Disziplinen hineingetragen. Die Ergebnisse werden sowohl in einem
Lehrbuch als auch in einem praxisorientierten Leitfaden konsolidiert.