Forschungsbericht 1995-96 | |
Institut für Planetologie Wilhelm-Klemm-Straße 10 48149 Münster Tel.: (0251) 83 - 3 34 96 Fax (0251) 83 - 3 63 01 Geschäftsf. Dir. Prof. Dr. T. Spohn | |
Forschungsschwerpunkte 1995 - 1996 Fachbereich 19 - Geowissenschaften Institut für Planetologie Planetenphysik (Prof. Dr. T. Spohn, Dr. K. Seiferlin, Dr. V. Steinbach, Privatdozent Dr. D. Wolf) |
Numerische Experimente zur Mantelkonvektion in terrestrischen Planeten
Numerische Untersuchungen zu grundlegenden Eigenschaften planetarer Konvektion sowie
zum Einfluß von Phasengrenzen auf die Struktur der Konvektion wurden
durchgeführt. Es folgt eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse.
Die meisten theoretischen Untersuchungen zur Physik des Erdkörpers beruhen auf der
Annahme eines adiabatischen Temperaturverlaufs im Inneren des Mantels. Mittels
numerischer Simulation konnte gezeigt werden, daß diese Annahme
näherungsweise nur für stationäre Strömungen gilt, während die
Abweichung vom adiabatischen Temperaturgradienten in stark zeitabhängigen
Strömungen lokal bis zu einer Größenordnung betragen kann (Steinbach and
Yuen, 1995a). Für rasch ablaufende dynamische Prozeße im Erdinnern ist also die
Annahme einer adiabatischen Temperaturverteilung nicht gerechtfertigt.
In Zusammenarbeit mit A. Leitch (Canberra) wurde der Einfluß der Geometrie von Auf-
und Abströmen auf ihre Temperatur untersucht (Leitch et al., 1996). Es zeigte sich,
daß langgezogene Aufströme (engl. Sheets) wesentlich geringere Temperaturen
aufweisen als annähernd zylindrische (Plumes). Die Ausformung der
Mantelströmungen hat somit eine entscheidende Bedeutung für die
Effektivität des Wärmetransports und damit für die thermische planetare
Entwicklung.
Ein weiterer entscheidender Punkt für die thermische Entwicklung der terrestrischen
Planeten ist die Existenz von mineralogischen Phasenübergängen. Es konnte
gezeigt werden, daß eine stark temperaturabhängige Rheologie des
Mantelmaterials im Zusammenwirken mit einem endothermen Phasenübergang (Spinell-
Perovskit) zu stark geschichteten Konvektionsstrukturen und damit einer Reduzierung des
planetaren Wärmeflusses führt (Steinbach and Yuen, 1995b). Weder eine starke
Zunahme der Viskosität mit der Tiefe noch ein sprunghafter Anstieg der Viskosität
vom oberen zum unteren Mantel führt zu einer wesentlichen Reduzierung des Grades der
Schichtung (Steinbach and Yuen, 1997). Dieses Ergebnis ist gerade für die frühe
Phase der Entwicklung von Erde und Venus von großer Bedeutung.
Drittmittelgeber:
Beteiligte Wissenschaftler:
Hans-Joachim Peter