Für die Orientierung der Forschungsvorhaben des ifk wurde folgende Leitlinie erarbeitet:
Kreditinstitute arbeiten in der Realität auf Märkten und unter institutionellen
Rahmenbedingungen, die
durch verschiedene Abweichungen vom idealtypischen Bild eines vollkommenen, vollständigen
Polypolmarktes gekennzeichnet sind. Beispielhaft sind als Fälle dieser "Marktunvollkommenheiten" zu
erwähnen:
- Transaktionskosten,
- Marktzugangsbeschränkungen,
- aufsichtsrechtliche Regelungen,
- Vorschriften der externen Rechnungslegung,
- Steuern,
- Unsicherheit/Risiko,
- asymmetrische Information.
Unabhängig davon, ob eine theoretische Erklärung der Existenz von Kreditinstituten
nicht ohnehin einige
dieser Merkmale voraussetzen muß, ist zu fragen, wie in einem solchen Umfeld bankunternehmerische
Entscheidungen optimiert werden können. Als wesentliche Komponenten eines zugrundeliegenden
Zielsystems werden dabei Ertrag und Risiko angesehen.
Ein naheliegender Lösungsansatz ist zunächst die Dezentralisierung von
Entscheidungen unter
Verwendung von auf externen Märkten basierenden (Verrechnungs-)Preisen zur Koordination und
Bewertung. Sie wird zum Beispiel im (erweiterten) Marktzinsmodell und über optionspreisbasierte
Risikoprämien implementiert und kann auch an Anreiz- und spezielle Entlohnungssysteme
angebunden werden. Andere - konkurrierende oder ergänzende - Methoden zur zielgerichteten
Ressourcenallokation und Risikosteuerung (z.B. eine Installierung von internen Märkten) sind
grundsätzlich mit in die Überlegungen einzubeziehen.
Außeruniversitäre Forschungskooperation:
Im Sommersemester 1996 und Wintersemester 1996/97 wurde vom Institut für
Kreditwesen ein
Projekt in Zusammenarbeit mit der C&L Deutsche Revision durchgeführt. Ziel dabei war es, das
Eigenhandelsergebnis deutscher Kreditinstitute anhand ihrer Geschäftsberichte 1994 und 1995 zu
analysieren. Neben fachlichen Anmerkungen war insbesondere die finanzielle Unterstützung der C&L
Deutsche Revision wichtig für das Gelingen dieser Untersuchung. So wurde es u.a. ermöglicht,
für
die umfangreichen empirischen Auswertungen Studierende heranzuziehen. Das Ergebnis dieses
Projekts liegt in Buchform vor (Ho- mölle/Pfingsten, Das Eigenhandelsergebnis in den
Geschäftsberichten deutscher Kreditinstitute: Mehr Fragen als Antworten, Münster 1997).
Im Rahmen seiner Dissertation kooperierte der wissenschaftliche Mitarbeiter Stefan Gaida mit
der
Westdeutschen Landesbank in Düsseldorf. Der Inhalt der Dissertation war die Messung und die
Steuerung des bankbetrieblichen Ausfallrisikos mit Hilfe optionspreistheoretischer Verfahren. Der
Beitrag der Westdeutschen Landesbank bestand vor allem in der Bereitstellung von
Gesprächspartnern für die Diskussion der praktischen Umsetzung der untersuchten Verfahren sowie
in der Zurverfügungstellung von Kapitalmarktdaten für die empirische Überprüfung der
Verfahren. Die
dabei ermittelten Ergebnisse wurden der Westdeutschen Landesbank vorgestellt und wurden im
Herbst 1997 mit der Dissertation von Herrn Gaida veröffentlicht.