Das o2r-Projekt

Open-Access-Woche 2016: Von Open Access zu Open Science: das Münsteraner Projekt o2r
O2r-logo

Open Access ist nicht nur eine bestimmte Art des Publizierens: Zunehmend bezeichnet es auch einen Trend in der Wissenschaft, den Forschungsprozess selbst offener und transparenter zu gestalten.
Wenn die Wissenschaft selbst auf Open Access umstellt, beinhaltet dieser Wechsel neben der Publikation von Texten auch das Veröffentlichen von Forschungsdaten, Methoden und Software, die für die Ermittlung der Ergebnisse zum Einsatz gekommen sind. Dadurch werden die in einer Publikation beschriebenen Forschungsergebnisse reproduzierbar, nachvollziehbarer und überprüfbar.

Die Reproduzierbarkeit von Forschungsergebnissen – also die Fähigkeit, experimentelle Prozeduren zu wiederholen und damit zuvor erzielte Ergebnisse zu bestätigen – ist die Basis wissenschaftlichen Arbeitens schlechthin.
In vielen Disziplinen bedeutet "Reproduktion von Forschungsergebnissen", dass Versuche nochmals durchgeführt werden, z.B. in einem Labor oder durch erneute Datensammlung und Studien. Zunehmend werden Forschungsergebnisse aber auch durch die numerische Manipulation bereits erhobener Daten erzielt. Dies geht bis hin zu Simulationen, die vollständig in einem Rechner ablaufen.

Entwicklung und Ziele des Projektes o2r

Das Institut für Geoinformatik der WWU und die ULB Münster  haben das DFG-geförderte Projekt „Opening Reproducible Research“ (o2r) initiiert.
Ziel des Projekt ist es, Open Science mitzugestalten, indem der Austausch von online veröffentlichten Forschungsergebnissen verbessert und ihre Wiederverwendung vereinfacht wird. Dazu wird ein neues Containerformat für Veröffentlichungen entwickelt.

Das o2r-Projekt ist dabei auf technische und organisatorische Aspekte des Publikationsprozesses und das Sicherstellen einer umfassenden Nachnutzbarkeit von Publikationen ausgerichtet. Diese Ziele werden durch substanzielle Innovationen im Hinblick auf reproduzierbare Forschung erreicht.
Zentral für das o2r-Projekt ist die Entwicklung einer neuartigen Form für die Erstellung und Bereitstellung von Forschungsergebnissen – nämlich das ausführbare Forschungskompendium (executable research compendium, ERC). Dies erlaubt nicht nur einem breiten Publikum, den im ERC beschriebenen Forschungsprozess zu reproduzieren und dort berichtete Forschungsergebnisse wie Diagramme, Karten oder Tabellen zu rekreieren, sondern es schafft auch neue Interaktionsmöglichkeiten mit den Ergebnissen bzw. Prozessen. Darunter fällt beispielsweise die vereinfachte Wiederverwendung von vorhandenen Bausteinen wie Datensätzen oder Software. Auf diese Weise gelingt über die Reproduktion hinaus auch die Erschließung neuer Erkenntnisse.
Das zu entwickelnde Containerformat für ERC wird die notwendigen Informationen enthalten, um verschiedene Anwendungen zu realisieren, z.B. One-click Reproduce, Langzeitarchivierung oder Forschungsinformationssysteme. Die entwickelten Tools und Spezifikationen bauen auf existierenden offenen Standards und Software auf, zum Beispiel BagIt und Docker. Diese werden mithilfe vollständig ausgearbeiteter Anwendungsfälle, die zunächst aus den Geowissenschaften stammen, pilotartig demonstriert und evaluiert.
Damit wird das o2r-Projekt einen substantiellen Schritt in Richtung ausführbarer Publikationen als neuen Standard für wissenschaftliche Veröffentlichungen machen.
 
Weitere Informationen und einen Überblick über erste Veröffentlichungen des Projektteams erhalten Sie unter o2r.info.
Unter @o2r_project  können Sie ihm auch auf Twitter folgen.