Wissenschaft wird zuweilen als ein rein deskriptives Unterfangen verstanden: Sie beschreibt, wie die Dinge sind, während Fragen danach, wie die Dinge sein sollen, in andere Teilbereiche unseres Lebens fallen. So weit, so ungut. Denn in der Wissenschaftsphilosophie besteht mittlerweile weitgehend Einigkeit darüber, dass Normativität sich nicht vollständig aus den Wissenschaften ausklammern lässt. Aber welche Rolle(n) spielt Normativität in den Wissenschaften genau? Im Fokus des Seminars stehen vier grobe Antwortoptionen auf diese Frage. Diese Antwortoptionen verorten Normativität (1) in den epistemischen und nicht-epistemischen Werten, welche die Forschungspraxis prägen; (2) in der Wissenschaftssprache; (3) in den intellektuellen Tugenden und Lastern der Forschenden; sowie (4) in den sozialen Normen innerhalb der Wissenschaft als Institution. Wir werden uns diese vier Antwortoptionen anhand einer Auswahl aktueller Texte genauer anschauen und dabei auch die Frage diskutieren, inwiefern sich mögliche Querverbindungen zwischen diesen Antwortoptionen abzeichnen. Ziel des Seminars ist es, ein differenzierteres und umfassenderes Verständnis von den normativen Aspekten wissenschaftlicher Praxis zu entwickeln. Wichtiger Hinweis zu mündlichen Prüfungen: BA-Studierende, die im A-Modul zu Themen, die sich aus dem Seminar ergeben, eine Gruppenprüfung ablegen wollen, haben während der vorlesungsfreien Zeit die Gelegenheit, die Prüfungen in ihren AGs vorzubereiten. Mündliche Prüfungen finden nach dem Blockseminar im März oder April statt.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2025/26
ePortfolio: Nein