»Und Neun ist Eins,\ Und Zehn ist keins.\ Das ist das Hexen-Einmaleins!« Von Grimmelshausens »Simplicissimus« über Goethes »Faust« bis zur »Kleinen Hexe« und »Bibi Blocksberg« verfolgt das Seminar die Geschichte der Hexe in der deutschen Literatur. Die Figur erscheint als Verführerin, Wissende und Außenseiterin, Bedrohte, Kinderschreck oder Identifikationsfigur. Wir fragen: Was ist eine Hexe, woher kommt sie, wie wandelt sich ihr Bild im Laufe der Jahrhunderte und welche problematischen Zuschreibungen – Misogynie, Ausgrenzung, antisemitische Projektionen – prägen ihre Darstellung? Das Seminar kombiniert Close Readings mit historischen und kulturgeschichtlichen Kontexten. Wir beschäftigen uns mit barocken Hexendarstellungen im »Simplicissimus«, den Hexen in Goethes »Faust«, mit der Hexen-Konjunktur in der Romantik – so Ludwig Tiecks »Hexensabbat«, Theodor Storms Ballade »Walpurgisnacht«, den Grimm’schen Überlegungen – und mit modernen Texten wie Hugo von Hofmannsthals Schauspiel »Der Kaiser und die Hexe«. Schließlich wenden wir uns den Hexenbildern der Populärkultur zu, von Otfried Preußlers »Kleiner Hexe« bis zur Medienfigur »Bibi Blocksberg«. Ziel ist es, die Vielfalt des Hexenmotivs zu erkennen, seine Funktionen in Literatur und Gesellschaft kritisch zu analysieren und zugleich seine bis heute wirksame Faszination sichtbar zu machen. Kurzum: Das Hexen-Einmaleins der deutschen Literatur zu beherrschen
- Lehrende/r: Frieda Fiedler