Angesichts der großen medialen Präsenz der Themen „Macht“ und „Machtmissbrauch“ stellt sich nicht nur in der Politik und anderen Bereichen der Gesellschaft, sondern auch im Raum der Kirchen die Frage, wie mit „Macht“ umzugehen und wie sie zu verstehen ist. Scheinen „Macht“ und „Herrschaft“ heutzutage in kirchlichen Kontexten nahezu verpönte Begriffe zu sein, so zeigt ein Blick in das Neue Testament, dass dieses Thema im frühen Christentum sehr wohl präsent war und diskutiert wurde. Bevor die frühchristlichen Sichtweisen behandelt werden, sollen im Rahmen dieser Übung aber zunächst Blicke auf moderne Diskurse zum Themenkomplex „Autorität, Macht und Herrschaft“ geworfen werden, dies vor allem anhand der soziologischen bzw. philosophischen Theorien und Modelle von Max Weber, Hannah Arendt und Michel Foucault. Im Anschluss soll gefragt werden, inwiefern zentrale Kontexte aus dem Neuen Testament, vor allem aus dem lukanischen Doppelwerk und dem Johannesevangelium, mit diesen Modellen in Beziehung gesetzt werden können. Dabei geht es sowohl um die Anschlussfähigkeit neutestamentlicher Begriffe von Autorität, Macht und Herrschaft als auch um ihre Eigenheiten. Die Übung dient insofern dazu, auf die bleibende Aktualität neutestamentlicher Themen und Positionen aufmerksam zu machen und danach zu fragen, inwiefern moderne Diskurse und die darin entwickelten Konzepte (auch über den Raum der Theologie hinaus) in einen fruchtbaren Dialog mit dem Neuen Testament gebracht werden können. Zugleich soll die Übung dabei helfen, sich in einem gerade heute besonders akuten Problemfeld besser orientieren zu können.
- Lehrende/r: Christoph Hammann