Übersetzungsprozesse waren seit der islamischen Frühzeit ein wesentlicher Teil des Wissenstransfers in der islamischen Welt. Ein bekanntes Beispiel hierzu sind die Übersetzungen naturwissenschaftlicher und philosophischer Werke aus dem Griechischen ins Syrische und Arabische während der Abbasidenzeit (9./10. Jh.), die maßgeblich zur Herausbildung der Wissenschaften im islamischen Kulturraum beitrugen. Andere Übersetzungsprozesse sind dagegen bisher nur unzureichend erforscht: Welches Interesse hatten etwa die Mogulherrscher in Indien daran, Werke aus dem Sanskrit und anderen Vernakularsprachen ins Persische zu übertragen? Warum protegierte die osmanische Elite Übersetzer, um Schriften aus dem Arabischen und Persischen ins Türkische zu übersetzen? Und welche Rolle spielten Räume der Begegnung europäischer und muslimischer Gelehrter für diese Prozesse, z.B. auf der Iberischen Halbinsel? – Das Seminar beleuchtet anhand von Beispielen aus verschiedenen Epochen und Regionen Schwerpunkte und Muster des Wissenstransfers durch Übersetzung. Bei den Referaten und Hausarbeiten besteht die Möglichkeit, eigene Sprachkenntnisse mit der Schwerpunktsetzung zu verbinden. 

Kurs im HIS-LSF

Semester: WT 2025/26
ePortfolio: No