Realist:innen stellen sich gegen die Vorstellung der politischen Philosophie als einer Art „angewandte Moralphilosophie“, nach der Theoretiker:innen Gerechtigkeitsprinzipien ersinnen, die das Zusammenleben der Menschen dann (ein für alle Mal) regeln. Stattdessen gehen Vertreter:innen dieses Strangs davon aus, dass die Frage, wie wir gemeinsam leben wollen, nur von den politischen Akteur:innen selbst beantwortet werden kann und, dass das auch geschehen muss; und zwar immer wieder aufs Neue.

 

Denn Realist:innen gehen zusätzlich davon aus, dass es bezüglich der Antwort auf diese Frage eine tiefgreifende und niemals ganz aufzulösende Uneinigkeit gibt. Dass wir unter diesen Umständen trotzdem immer wieder allgemeinverbindliche Entscheidungen darüber treffen müssen, wie wir gemeinsam leben wollen, stellt für diese Theorierichtung die zentrale Herausforderung dar, die es politisch (und theoretisch) zu bewältigen gilt. Daher interessieren sich Autor:innen, die diesem Strang zugeordnet werden können, vor allem für die Rahmenbedingungen, die die Fortsetzung dieses Konfliktes ermöglichen, ohne ihn zu sehr einzuhegen, aber auch ohne die Stabilität der politischen Ordnung, die die Bedingung für seine Weiterführung ist, zu gefährden.

 

Im Seminar wollen wir uns einige der diesbezüglich unterbreiteten Vorschläge angucken. Dafür lesen wir ausgewählte Primär- und Sekundärtexte der neueren Debatte. Ein großer Teil der im Seminar gelesenen Texte wird auf Englisch sein. Die Diskussion im Seminar findet aber auf Deutsch statt.

 

Achtung: Das Seminar behandelt den Realismus in der Politischen Theorie und nicht die gleichnamige die Strömung in den internationalen Beziehungen. Für einen ersten Eindruck empfehle ich:

 

Galston, William (2010): „Realism in Political Theory”, in: European Journal of Political Theory 9(4), S. 385–411.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2025/26
ePortfolio: Nein