In seinem 1907 publizierten Hauptwerk L’Évolution créatrice (=Schöpferische Evolution) legte Henri Bergson eine vielbeachtete Theorie vor, die ihren Ausgangspunkt bei der biologischen Evolution nimmt, letztlich aber auf eine Theorie des kosmischen Wandels allgemein abzielt. Dabei wird berücksichtigt, daß auch der Mensch und sein Denken Teil der sich entwickelnden Welt sind. Das zentrale Problem, das Bergson lösen wollte, war die Entstehung des radikal Neuen, dem seiner Ansicht nach weder die Philosophie noch die Wissenschaften vor ihm gerecht geworden sind. Für die Lösung dieses Problems entwickelte Bergson eine eigene Theorie der Zeit, die sich von der in den Naturwissenschaften gängigen Auffassung abgrenzt.
Im Jahre 1914 wurden Bergsons Schriften (wegen Pantheismus) vom Vatikan auf den Index gesetzt und 1927 wurde ihm der Nobelpreis (für Literatur) verliehen. Nur wenige Philosophen können sich rühmen, mit diesen beiden bedeutenden internationalen Auszeichnungen geadelt worden zu sein.
- Lehrende/r: Kurt-Otto Bayertz