Fotografien und vor allem Filmaufnahmen der nationalsozialistischen Verbrechen in den Konzentrationslagern haben sich tief in unser kollektives Gedächtnis gebrannt. Sie zeigen befreite Lagerinsassen, aber auch Leichen, das Verhören von Tätern und die angeordnete Besichtigung der Verbrechensorte durch die Anwohnerschaft. Die Alliierten, die diese Bilddokumente aufnahmen, setzten sie nicht nur als Beweismittel in Kriegsverbrecherprozessen ein, sondern auch zur „Umerziehung“ der deutschen Bevölkerung, was sehr zwiespältige Reaktionen hervorrief. Die Übung möchte der Frage nachgehen, unter welchen Umständen diese Bilder entstanden, wie sie zeitgenössisch öffentlich wahrgenommen und diskutiert wurden und welche Wirkung sie haben sollten und tatsächlich hatten. Ein besonderer Schwerpunkt soll auf visuelle Zeugnisse gelegt werden, die 1945 in Westfalen aufgenommen wurden.
Gleichzeitig möchte die Übung an diesen Beispielen grundsätzlich Wert und Grenzen von Filmen und Fotografien als Quellen und Vermittlungsmedien der Zeitgeschichte diskutieren, gerade auch vor dem Hintergrund der Prozesse von Musealisierung und Historisierung: „Die Tat als Bild“ (Habbo Knoch) wirft rezeptionsgeschichtlich Fragen nach dem heutigen Umgang mit den Quellen auf, beispielsweise in der historisch-politischen Bildungsarbeit von NS-Gedenkstätten, in Hochschulen, Schulen, Online- und Printmedien, auf Social Media Plattformen oder gar in Gaming- bzw. fiktionalen Formaten. „Atrocity Pictures“ auszustellen, bedarf besonderer Sensibilität und quellenkritischer Einordnungen sowie Rechteklärungen.
- Lehrende/r: Markus Köster