Demokratie bezeichnet jene politische Herrschaftsform, in der die politische Herrschaftsgewalt an den Willen der Herrschaftsunterworfenen gebunden ist oder durch diesen Willen zumindest kontrolliert wird. Demokratietheorie zielt darauf, diese Form politischer Herrschaft zu rechtfertigen, ihre zentralen Ideen zu bestimmen sowie das Ensemble der Institutionen und Verfahren zu entwerfen, das die Umsetzung der zentralen Ideen gewährleisten soll. Der Blick in die Geschichte und die Gegenwart des demokratietheoretischen Denkens zeigt, dass keineswegs Einigkeit darüber besteht, worin die zentralen Ideen der Demokratie bestehen. Vielmehr wurde und wird das Projekt einer Bindung politischer Herrschaft an den Willen der Herrschaftsunterworfenen auf sehr verschiedene Weise verstanden und bestimmt. Es lassen sich liberale von sozialen, beteiligungs- von ergebnisorientierten und konsens- von konfliktorientierten Demokratiekonzeptionen unterscheiden. Die Spannbreite der Vorstellungen reicht von der Demokratie als einem effektiven, aber in seiner Reichweite auf die Politik begrenzten Mittel zur Sicherung individueller Freiheit bis hin zur Demokratie als Form einer viele Lebensbereiche umfassenden kollektiven Selbstbestimmung, von einem minimalistischen Verständnis, bei dem die demokratische Aktivität sich auf die Auslese der politische Führung in Wahlen und Abstimmungen beschränkt, bis hin zu Konzepten, die eine intensive Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger am politischen Willensbildungs- und Entscheidungsprozess vorsehen.
Das Seminar wird ausgewählte Ansätze sowohl der klassischen als auch der gegenwärtigen demokratietheoretischen Debatte rekonstruieren und diskutieren und aktuelle Kontroversen und Herausforderungen in den Blick nehmen.
Zur Vorbereitung empfohlene Literatur:
Überblicksartikel:
Christiano, Tom and Sameer Bajaj, "Democracy", The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Summer 2024 Edition), Edward N. Zalta & Uri Nodelman (eds.), URL = <https://plato.stanford.edu/archives/sum2024/entries/democracy/>.
Überblicksliteratur und Textsammlungen:
Buchstein, Hubertus/Pohl, Kerstin/Trimcev, Rieke (Hg.) (2021). Demokratietheorien. Von der Antike bis zur Gegenwart. Texte und Interpretationshilfen. 10. Aufl. Frankfurt am Main: Wochenschau Verlag (ULB online).
Held, David (2006): Models of Democracy. 3. ed. Stanford: Stanford University Press.
Schmidt, Manfred G. (2025): Demokratietheorien. 7. Aufl. Wiesbaden: Springer Fachmedien (ULB online).
Cartledge, Paul (2016): Democracy. A life. Oxford: Oxford University Press (ULB online).
Urlaubslektüre:
Keane, John (2009): The Life and Death of Democracy. London et al: Simon & Schuster.
Stasavage, David (2020): The Decline and Rise of Democracy. Princeton/Oxford: Princeton University Press (ULB online)
- Lehrende/r: Ulrich Willems