Als die Maschinenhalle der Zeche Zollern in Dortmund Anfang der 1970er-Jahre unter Denkmalschutz gestellt wurde, galt es als erstes offiziell anerkanntes Industriedenkmal Deutschlands – und wurde so zum Symbol eines grundlegenden Wandels im Umgang mit dem industriellen Erbe. Was zuvor als abbruchreif galt, wurde nun als erhaltenswertes Zeugnis von Arbeit, Technik und Alltagsleben verstanden. Neue Akzente in der Geschichtskultur setzten sozial- und alltagsgeschichtliche Bewegungen, wie etwa „Geschichte von unten“ oder „Grabe, wo du stehst“. Zugleich prägte die „Internationale Bauausstellung (IBA) Emscher Park“ seit Ende der 1980er-Jahre ein neues Leitbild: Industriekultur als identitätsstiftendes Moment im Strukturwandel des Ruhrgebiets. Das 1979 gegründete LWL-Industriemuseum mit heute acht Standorten – darunter die Zeche Zollern in Dortmund – steht exemplarisch für diesen Wandel und für das Zusammenspiel von Denkmalpflege, Sozialgeschichte und musealer Praxis. Die Dauerausstellung an der 1999 als Museum neu eröffneten Zeche Zollern greift diese Vergangenheit auf und stellt unter anderem die Rolle der Anlage als Ausbildungsstätte für Bergleute in den Mittelpunkt. Doch gut 20 Jahre nach Eröffnung der Dauerausstellung ist es Zeit für etwas Neues: „Industriemuseen könnten so zu ‚Spielplätzen‘ für soziale und ökologische Träume, ökonomische Alternativen und Denkfabriken für Zukunftsmöglichkeiten werden, auf denen durch die Auseinandersetzung mit dem kulturellen Erbe gesellschaftliche Gestaltungskompetenzen ausprobiert, gefördert und gefordert werden können.“ (Althoff/Gutkowski, Impulse, S. 43.) – so formulierte man auf einer Konferenz zur Zukunft des LWL-Industriemuseums, zu dem die Zeche Zollern als wichtiger Standort gehört. Hier werden Ansprüche formuliert, die sich durchaus mit geschichtsdidaktischen Forderungen nach einem reflektierten Umgang mit historischen Deutungskategorien in Museen decken, „um historische Phänomene in ihrer Relevanz für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu interpretieren bzw. vorgegebene Deutungen und Orientierungsanagebote auf ihre Plausibilität hin untersuchen zu können.“ (Thünemann, Museen, S. 248.) Wie lassen sich solche theoretischen Ansprüche an die Gestaltung einer neuen Dauerausstellung herantragen? Welche spezifischen Potenziale für das historische Lernen birgt die Zeche Zollern und die Sammlung des Industriemuseums? Die Übung bietet die einzigartige Gelegenheit gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Referenten für Wissenstransfer des LWL-Industriemuseums, Konrad Gutkowski, neue Ideen für eine Dauerausstellung zu diskutieren. Die Blocktermine werden an zwei Standorten des LWL-Industriemuseums stattfinden, an der Zeche Zollern in Dortmund und am Textilwerk in Bocholt. Wir werden konkrete Ideen für Elemente einer neuen Dauerausstellung entwickeln und diese mit Blick auf Ansprüche des Hauses und der Geschichtsdidaktik diskutieren.
- Lehrende/r: Martin Berghane