Dass menschliche Wahrnehmung, Verstehen und Handeln grundsätzlich individuell und nicht uniform sind – oder wie es im Kölschen lautet „Jede Jeck ist anders” - ist eigentlich eine Binsenweisheit und schließlich ein Grundpfeiler der liberalen westlichen Gesellschaften. So gesehen wirkt es vielleicht merkwürdig, dass Wissenschaft überwiegend oder oft nach dem Gleichartigen sucht, nach ‚der‘ Lösung, ‚dem‘ Mechanismus, ‚der‘ Medienaneignung oder ‚dem‘ Effekt von Social Media. Bei näherer Betrachtung ist das jedoch kein Widerspruch, sondern logische Folge der Tatsache, dass menschliches Zusammenleben ein sozialer Akt ist, der Koordination und Gemeinsamkeiten erfordert und in der Alltagspraxis oft nur eine Lösung möglich oder nötig ist; in den aktuellen Debatten um Renten und Pensionen, Erbschaftssteuern, Wehrpflicht etc. lässt sich das Problem gut besichtigen.

Dennoch sollte Wissenschaft, und das macht die Debatte etwa um gendergerechte Medizin und Mathematikdidaktik deutlich, bei der Suche nach ‚der‘ Lösung nicht von der Gleichheit als Grundmodell ausgehen, sondern muss bei der Verschiedenartigkeit von Menschen starten. Was diese Anforderung für empirische Forschung bedeutet, wie statistische Analysen in dieser Perspektive aussehen, wie sich beurteilen lässt, wann ‚eine‘ Interpretation und ergo Lösung für alle noch vertretbar ist und wann es anderer Ansätze bedarf, werden wir im Kurs herausarbeiten und an konkreten Fragestellungen und Problemen im Bereich Kommunikationsforschung selbst testen.

Leistungs- und Prüfungsnachweis: Referat (20Min) und mdl. Prüfung

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2025/26
ePortfolio: Nein