»Differenzierung« und »Konflikt« sind zentrale Grundbegriffe der soziologischen Gesellschaftsanalyse. Beide dienen als Ausgangspunkt gesellschaftstheoretischer Arbeiten, die den Anspruch erheben, die grundlegenden Charakteristika der modernen Gesellschaft herauszustellen. Der Begriff der Differenzierung verweist dabei vor allem auf eine soziologische Theoriegattung, die weitestgehend frei von Normativität die Gesellschaft zu beschreiben versucht (so besonders bei Luhmann). Der Konfliktbegriff hingegen ist kaum wertneutral zu denken: Einige Soziolog*innen sehen im sozialen Konflikt eine Gefahr für die Kohäsion der Gesellschaft, andere halten ihn für das produktive Moment, das es für gesellschaftlichen Wandel und Fortschritt brauchen würde.          

Damit angedeutet ist bereits eine zentrale Frage, die uns im Seminar beschäftigen wird: Wie steht es einerseits um den Zusammenhang von Differenzierung und Konflikt zueinander, andererseits um das Verhältnis zur Integration der modernen Gesellschaft – handelt es sich hierbei um Antagonismen, sodass Differenzierung und Konflikt zugunsten eines harmonischen gesellschaftlichen Miteinanders entgegengewirkt werden müsste?              

Wir werden uns im Seminar sowohl mit klassischen Texten der Differenzierungs- und Konflikttheorie beschäftigen als auch zeitgenössische Arbeiten lesen. Dabei werden wir zudem auf die gegenwärtige Debatte um eine fortschreitende »Polarisierung der Gesellschaft« eingehen und diese kritisch diskutieren: Was steuert der Polarisierungsbegriff zum soziologischen Diskurs bei, was nicht bereits durch die Begriffe Differenzierung/Konflikt abgedeckt ist?

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2025/26
ePortfolio: Nein