Anmeldeschluss ist der 14.10.25, 12:30 Uhr über: fb2fth@uni-muenster.de.
Die verpflichtende Online-Vorbesprechung für Planung und Organisation ist am 14.10., 18.00 s.t.-19:30 Uhr. Der entsprechende Zoomlink wird nach Anmeldung zugesandt.
Wie kann ein befreites und heilvolles Leben gelingen? In den Traditionen des Hinduismus wird nicht von Erlösung, sondern von Befreiung gesprochen. Befreiung bedeutet, dass der Mensch aus lebensfeindlichen Mustern und Zwängen befreit wird und eine Lebensgestaltung findet, die ihm auf der Laufbahn seines Lebens entspricht. Hinduistisches Denken versteht diese belastenden und einschränkenden Lebensbedingungen als karmische Fesseln. Im Unterschied zur westlichen Aneignung, geht es dem hinduistischen Denken nicht um eine Wiedergeburt der individuellen Persönlichkeit, die in multibiografischer Existenz alternative Erprobungen und ebenso variantenreiche wie optimierungsfähige Lebens-Optionen akkumulieren kann. Vielmehr wird die Vorstellung der Wiedergeburt im Kreislauf des Leidens dann nicht mehr als Unglück und Leiden identifiziert, sondern chancenoptimistisch pervertiert. Die Überwindung der Fesseln und Leiden durch Wiederverkörperung geschieht hinduistisch als Einsicht in atman/brahman als das wahre Selbst aller Wirklichkeit sowie den Eingang in dieses unendliche, göttliche brahman. Die hinduistischen Traditionen kennen insbesondere drei Wege, wie das Verlöschen des karman und das Entkommen aus dem Kreislauf der Wiederverkörperung im Leiden geschehen kann. Den Weg des richtigen Handelns und rituellen Tuns (karmamarga), der innengewendeten Kontemplation (jñanamarga) und der hingebungsvollen Liebe (bhaktimarga). Diesen Wegen ist das Ziel gemeinsam, die Ich-Sucht (ahaṃkara) und die falsche Anhaftung (asakti) zu überwinden, um zu einer gelassenen, gleichmütigen inneren Ruhe zu gelangen, welche innerliches Freisein und unverstellte Spontanität ermöglicht und zu freier Bindung in Freundschaft und Wohlwollen ohne Fesseln führt. Deshalb kennt die hinduistische Scholastik bei Saṅkara bereits die Befreiung vor dem Tod und sie kommt zu der Einsicht, dass es keine unendliche Anhäufung solcher positiver und karmisch relevanter Taten geben kann, welche finale Erlösung durch den Menschen erwirkt. Finale Befreiung und Erlösung sind unverfügbar göttliche Gnade.
Dieses göttliche Verdanktsein der Befreiung und Erlösung bei Saṅkara kommt mit christlichen Erlösungsvorstellungen und Denktraditionen überein, die die Gnade göttlicher Zuwendung betonen. Auch christlich ist das Denken der Erlösung patristisch und modern als Befreiung zur Freiheit und als Befreiung zu einem Leben in wahrer Menschlichkeit, weil Gott entsprechender Humanität zu bestimmen. Die Leitkategorie Freiheit hat in diesem Zusammenhang zu klären, wie es Bedingungen der Möglichkeit einer Befreiung zur Freiheit geben kann, die gnädiges Ereignis der Zuwendung Gottes ist. Sie hat Ereignisse der befreienden Gegenwart Gottes in der Geschichte der Menschen, insbesondere im Spiegel der Geschichte Jesu auszuweisen, die durch die Verkündigung des Evangeliums und ein gottgemäßes Lebenszeugnis von Menschen zum befreienden und versöhnenden Zuspruch für das Leben hier und jetzt werden. Das Unabgegoltene der Geschichte ist im Bekenntnis zur Auferweckung unter die Verheißung gestellt, dass Gott im Durchgang durch den Tod final rettet, indem er die Subjektivierung der Toten und Opfer der Geschichte und die Aufrichtung der Gerechtigkeit und Liebe für ein Leben in ewiger Fülle wirkt.
Das Seminar untersucht unterschiedliche hinduistische und christliche Konzepte der Befreiung und Erlösung im Lichte göttlicher Wirklichkeit. Darüber hinaus wird religionsphilosophisch bedacht, wie eine Befreiung zur Freiheit sinnvoll konzipiert werden kann.
Das Blockseminar findet in der Zeit: Do 13.11.25, 14:30-19.00; Fr 14.11.25, 09:00- 12:30,14:30-19:00; Sa 15.11. 25, 09:00- 12:30,14:30-19:00 und So 16.11.25, 09:00-12:30 statt.
Anmeldeschluss ist der 14.10.25, 12:30 Uhr über: fb2fth@uni-muenster.de.
Die verpflichtende Online-Vorbesprechung für Planung und Organisation ist am 14.10., 18.00 s.t.-19:30 Uhr. Der entsprechende Zoomlink wird nach Anmeldung zugesandt.
- Lehrende/r: Rainer Gottschalg
- Lehrende/r: Bernhard Nitsche