Der Modulkurs im WiSe 2025-26 ist in gewisser Hinsicht ein Wagnis, denn es wird kein Thema angegangen, dass direkt Bestandteil des NT ist, sondern vielmehr die geistige Atmosphäre ausleuchten will, in der wichtige Schriften des NT verfasst worden sind. Im Focus unserer Bemühungen wird die Vita und das Werk des jüdisch-hellenistischen Philosophen und Schriftauslegers Philo von Alexandrien (um 20 v. Chr. – um 45 n. Chr.) stehen. Sein Opus stellt die umfangreichste und beste Quelle für das hellenistische Judentum seiner Zeit dar. Das beachtliche Werk des jüdischen Theosophen, des wichtigsten Exponenten der Intelligenz des alexandrinischen Judentums, gibt Einblicke in die Praxis jüdischer Auslegungspraxis der Tora frei, wie sie an keiner anderen Stelle in dieser Dichte zu greifen sind. Die Art und Weise, wie er Schriftauslegung betreibt, stellt ihn als einen eigenständigen, jüdischen Denker dar, der sich um geistigen Anschluss an die hellenistisch-philosophischen Traditionen bemüht, gleichwohl von der festen Überzeugung ausgeht, dass Mose der Philosoph par excellence ist und die in den fünf Büchern Mose niedergelegte Philosophie die aller griechisch-lateinischen Philosophen weit überragt. So wird sein Werk zu einer wahren Fundgrube für Traditionen, die auch im Zusammenhang der Abfassung der NT-Schriften wichtig geworden sind. Die Logos-Konzeption, die im Hintergrund des Johannes-Prologs steht (Joh 1,1–14) ist nur eine unter vielen geistesgeschichtlichen Ideen, die Philo und das NT miteinander verbindet. Die Studierenden sind so gesehen eingeladen auf eine spannende Entdeckungsreise hinein in die antike Geisteswelt.
- Lehrende/r: Matthias Geigenfeind
- Lehrende/r: Adrian Wypadlo