„[…] wir sind, bei der allgemeinen Aufklärung unsrer Zeit, zuviel Philosophen um Geistererscheinungen zu glauben; und wir sind, mit aller unsrer Aufklärung, nicht Philosophen genug, um sie nicht zu glauben,“ schrieb Christoph Martin Wieland 1781. Tatsächlich war gerade die Aufklärung durch eine starke Faszination für Geister und Gespenster geprägt. Zahlreiche Gelehrte und Autoren setzten sich damit auseinander, Geisterseher, -banner und -beschwörer bevölkerten die Salons und Höfe, Schauerliteratur und Gehheimbundromane hatten Konjunktur. Manchen Zeitgenossen schien das Jahrhundert der vernünftigen Erleuchtung daher eher zu einem Jahrhundert der geistigen Verdunkelung zu verkommen. In der Forschung spricht man vom Umschlag ins 'Andere der Vernunft' und von der 'Dialektik der Aufklärung'.

Das Seminar möchte zunächst anhand zeitgenössischer theoretischer Texte den Diskurs über den Geisterglauben nachzeichnen, um die damit verbundenen Wissensbestände und Diskursfiguren herauszuarbeiten. Anschließend sollen die Reflexionen und ästhetischen Verhandlungen literarischer Texte analysiert und kontextualisiert werden. Hier reicht die Bandbreite von trivialen bis hochgradig kanonisierten Werken und quer durch die Gattungen. Entsprechende Bereitschaft zur Lektüre ist grundlegende Voraussetzung.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WT 2025/26
ePortfolio: No