Sklaverei ist ein dauerhaftes Phänomen der Menschheitsgeschichte. Die Keilschriftquellen des alten Mesopotamiens – von Verwaltungsarchiven und Kaufurkunden über lexikalische Kompositionen und Königsinschriften bis hin zu literarischen Texten – bieten die frühesten historisch fassbaren Zeugnisse zur Existenz, Praxis und Legitimation von Sklaverei.

Diese Vorlesung führt in die zentralen Aspekte mesopotamischer Sklaverei ein. Anhand aufschlussreicher, teils makabrer Fallstudien werden verschiedene Formen, Mechanismen und soziale Kontexte untersucht: von der Gefangennahme und dem Erwerb von Ausländern über den bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. organisierten interregionalen Sklavenhandel, über die Versklavung einheimischer Freien (oft mitsamt ihrer Frauen und Kinder) infolge von Schulden oder Straftaten, bis hin zu hausgeborenen Sklaven, die aus Beziehungen zwischen Herren und Sklavinnen oder aus rechtlich nicht anerkannten Sklavenfamilien hervorgingen.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der ökonomischen Rolle von Sklaven – etwa als Arbeitskräfte in besonders harten Bereichen sowie als Dienstpersonal in privaten Haushalten. Darüber hinaus behandelt die Vorlesung Alternativen zur Sklaverei, wie z. B. Stiftungen von Sklaven an Tempel, sowie die rechtlichen und sozialen Rahmenbedingungen, unter denen Sklaven ihre Freiheit erlangen konnten.

Die Vorlesung umfasst sämtliche Epochen – von der sumerischen über altbabylonische/altassyrische bis zur neubabylonischen/neuassyrischen Zeit – und eröffnet einen tiefgreifenden Einblick in die Sozialgeschichte Mesopotamiens aus der Perspektive der Unfreien und ihrer Besitzer*innen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2025/26
ePortfolio: Nein