Der Erste Weltkrieg gilt gemeinhin als Zäsur, beendete er doch das „lange 19. Jahrhundert“ und damit das bürgerliche Zeitalter. Auch leitete er das Ende der weltweiten europäischen Vor- und Kolonialherrschaft ein und brachte mehrere „Vielvölkerreiche“ zum Einsturz. Der Krieg fungierte indes nicht nur als Einschnitt, sondern auch als Katalysator, indem er Entwicklungen entscheidend beschleunigte, beispielsweise die Frauenerwerbstätigkeit. Im Gedächtnis vieler gilt der Erste Weltkrieg schließlich als die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“, die den Aufstieg Hitlers ermöglicht und damit auch den Zweiten Weltkrieg sowie den Kalten Krieg (mit)verursacht habe. Besonders für das Deutsche Reich war der Krieg in vielerlei Hinsicht einschneidend: Er markierte das Ende der Monarchie und war der Geburtshelfer der Weimarer Republik. Zugleich brachte der Krieg einen umfassenden sozialen und gesellschaftlichen Wandel mit sich, der die bis dahin geltenden Normen veränderte. Wie Politik, Gesellschaft und Militär des Kaiserreichs während des Ersten Weltkriegs agierten und wie sie auf die beschriebenen Prozesse reagierten, soll im Seminar beleuchtet werden.
- Lehrende/r: Lukas Grawe