Was haben Menschen im 19. Jahrhundert gelesen, die sich keine Bücher leisten konnten und keinen Zugang zu Buchhandlungen hatten? Hatten Menschen, die nicht oder kaum lesen konnten, dennoch Berührungspunkte mit Literatur? Wie sehen populäre Literaturformen im 19. Jahrhundert aus? Erzählt populäre Literatur andere Geschichten als die Literatur, die als ‚hohe Kunst‘ anerkannt wurde und in den Literaturkanon eingegangen ist? Welche Rolle spielen die Distribution und die Medialität der Gegenstände für die Rezeption? Welche Unterschiede und Überschneidungen gibt es zwischen Kanon und Kolportage?

Diesen und weiteren Fragen werden wir im Seminar anhand von ausgewählten Textbeispielen nachgehen. Lesen und diskutieren werden wir Kleindrucke aus dem 19. Jahrhundert, die manchmal auch als ‚Groschenheftchen‘ bezeichnet werden und die zum Beispiel Liebes-, Mord- und Kriminalgeschichten enthalten. Diese Beispiele populärer Literatur werden wir – ausgehend von stofflichen und thematischen Überschneidungen - mit Beispielen der sogenannten ‚Höhenkamm-Literatur‘ zusammenführen, um die Spezifik der Erzählformen sowie mögliche Schnittmengen und Unterschiede zu erarbeiten.

Die Arbeitsweise im Seminar wird sich am Konzept des Forschenden Lernens orientieren. Die Teilnahme erfordert daher die Bereitschaft zum eigenständigen und kooperativen Arbeiten mit literarischen Texten und historischen Drucken (im Digitalisat). Mit historischen Drucken zu arbeiten, bedeutet auch, dass Sie sich – sofern Sie damit bisher noch nicht vertraut sind – in das Lesen von Frakturschrift einarbeiten müssen. (Keine Sorge: Es gibt Lesehilfen und es ist gut möglich, sich rasch ‚einzulesen‘.)

Content Note: Viele der historischen Texte, die in diesem Seminar gelesen werden, enthalten explizite Darstellungen von unterschiedlichen Gewaltformen.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2025/26
ePortfolio: Nein