Wer kennt es nicht, Hui Buh, das Schlossgespenst, das in den 1970er/80er Jahre die Hauptfigur einer Hörspielreihe war, im Jahr 2008 mit einem Kinofilm heraufbeschworen wurde und die literarische Tradition der Gespenstergeschichte in Erinnerung rief. Hui Buh basiert nämlich auf Oscar Wildes Erzählung Das Gespenst von Canterville (1887). Aber auch Otfried Preußlers kleines Gespenst (1966) dürfte im kinderliterarischen Kanon herumspuken. Das sind nur zwei der Gespensterfiguren, die wir im Seminar herbeirufen und auf ihre mediale Vermittlung hin befragen wollen: ‚Greifbar‘ wird die Figur des Gespensts erst durch seine je spezifische Medialität, weil es ja eine Zwischenfigur ist, die sich einer Fixierung entzieht. Ein Gespenst befindet sich zwischen dem Sichtbaren und Unsichtbaren, zwischen dem Reich der Lebenden und der Toten und kann zwischen diesen getrennten Welten vermitteln, also selbst zum Medium werden. In dieser vermittelnden Funktion wird vom Gespenst nicht selten Gesellschaftskritik geübt; das Gespenst kann etwas sagen, was sonst ungesagt oder ungehört ist. Neben dieser gesellschaftskritischen Funktion von Gespenstertexten geht es im Seminar auch um eine rezeptions- und wirkungsästhetische Perspektive: Oftmals haben Gespenstergeschichten ein gruseliges, unheimliches, schauriges Moment – das genauso oft humoristisch aufgelöst wird. Vermutlich ist es diese Affektdynamik, die Gespenstergeschichten bei Kindern weiterhin beliebt machen. Wir lesen, hören und schauen im Seminar Gespenstergeschichten und untersuchen deren jeweils spezifische Medialität und Funktionalität des Gespenstischen. Die Textauswahl und weitere Informationen finden Sie zu Beginn des Semesters im entsprechenden Learnweb-Kurs.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WiSe 2025/26
ePortfolio: Nein