Die Klimakrise ist nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein kulturelles und ästhetisches Phänomen. Wir untersuchen, wie sich die menschengemachte Transformation der Erde in der zeitgenössischen Kunst niederschlägt – und wie Kunst helfen kann, neue Wahrnehmungs- und Denkräume im Zeitalter des Anthropozäns zu eröffnen. Im Mittelpunkt stehen künstlerische Positionen, die den Klimawandel nicht bloß illustrieren, sondern als komplexes Geflecht aus sozialen, politischen, ökologischen und ökonomischen Prozessen thematisieren. Das Seminar beleuchtet dabei sowohl dokumentarische als auch spekulative, poetische und aktivistische Praktiken von der Land Art der 1970er Jahre bis zu aktuellen interdisziplinären Projekten an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Ökologie. Behandelt werden u. a. Arbeiten, die koloniale Ökologien und Klimamigration miteinander verknüpfen oder mit künstlerisch-wissenschaftlichen Methoden Umweltverbrechen dokumentieren. Gemeinsam fragen wir nach den Bildstrategien und Erzählformen, die Künstler*innen angesichts der ökologischen Krise entwickeln und nach der Rolle von künstlerischen Praktiken im öffentlichen Diskurs über Klimagerechtigkeit bzw. im Spannungsfeld von Aktivismus, Dokumentation und spekulativer Ökologie. Dabei wollen wir auch überlegen, wie „Natur“ in künstlerischen Klimadebatten nicht nur als Kulisse, sondern als aktiven Mitakteur*in gedacht wird und wie Kunstwerke als kritische, kreative Kräfte zur Transformation gesellschaftlicher Verhältnisse beitragen können – jenseits oberflächlicher Nachhaltigkeits- oder Greenwashing-Rhetorik.

Theoretisch stützt sich das Seminar u.a. auf Texte von Bruno Latour, Dipesh Chakrabarty, T.J. Demos, Amitav Ghosh und Margaret Atwood.

Einführende Literatur:

Claire Farago: Writing Borderless Histories of Art: Human Exceptionalism and the Climate Crisis 2025. /// Maja Fowkes/Reuben Fowkes: Art and Climate Change. Thames & Hudson 2022. /// Bronwyn Johnson/Kelly Gellatly: Art + Climate = Change II. Melbourne University Press 2022. /// Malcolm Miles: Eco-Aesthetics. Art, Literature and Architecture in a Period of Climate Change. Bloomsbury 2014

Semester: WiSe 2025/26