In den letzten Jahrzehnten hat sich eine Abrahamische Ökumene entwickelt, in der sich Menschen aus den drei monotheistischen Religionen des Judentums, Christentums und Islams begegnen. Darin steht der Glaube an den einen Gott im Fokus, in dem sich die Menschen der unterschiedlichen Traditionen wiederfinden können und Unterschiede wie Gemeinsamkeiten leben und inter-theologisch bzw. trialogisch bedenken.

Theologisch fordert die Existenz der Anderen zu einer Ortsbestimmung der jeweils anderen Religionen, ihrer leitenden Erfahrungen und ihrer Konsequenzen für das Gottesverständnis heraus. Eine solche theologische Reflexion kann unter dem Gesichtspunkt der Wahrheit Gottes für die Menschen nicht umgangen werden, sofern auch die monotheistischen Religionen erst unterwegs sind zur größeren Wahrheit Gottes. Der Monotheismus in seinen verschiedenen Akzentsetzungen geht mit der Einsicht einher, dass der eine Gott nur dann der eine Gott sein kann, wenn er der Gott aller Menschen ist, der die Welt für das Leben aller Menschen eröffnet – auch das Leben der Anderen. Sich auf ihn zu beziehen, erfordert Partikularität zu würdigen und gottgemäß Verantwortung für die gesamte Schöpfung und Menschheit einzunehmen. Auf die Treue dieses Gottes zu hoffen, der geschichtlich immer wieder neue Handlungsmöglichkeiten eröffnet, bedeutet – mit diesem Gott radikal für das Leben der Menschen einzutreten, mit einer Hoffnung und Leidenschaft, die über den status quo des Gegebenen und Machbaren hinausreicht.

Selbstkritisch ist zu beachten, welche Ausprägungen der jeweiligen Religionen das Humane verletzen und hinter die Ansprüche sowohl der eigenen Tradition als auch einer Moderne, die die Würde und Autonomie des Menschen betont, zurückfallen. Dieser Weg der Begegnung verbindet sich mit der Frage, zu welcher Erfahrung und zu welchem Ethos der jeweilige Glaube befähigen will.

Kurs im HIS-LSF

Semester: WT 2025/26
ePortfolio: No