Im Laufe des 21. Jahrhunderts haben Nachrichtendienste in westlichen Demokratien einen radikalen, wenn auch weitgehend unfreiwilligen Wandel erlebt. In der Welt der Intelligence scheinen Geheimnistuerei und Abschottung nach außen nunmehr der Vergangenheit anzugehören. So hat der einst geheimnis- und mythenumrankte Bundesnachrichtendienst (BND) jüngst in Berlin ein „Besucherzentrum“ eröffnet, welches mittlerweile Spontanbesuche zulässt und Bürgerinnen und Bürgern „ein klares und transparentes Bild“ nachrichtendienstlicher Tätigkeit vermitteln möchte. In den USA informiert dagegen die legendäre National Security Agency (NSA) bereits seit geraumer Zeit im eigenen, frei zugänglichen Podcast über den Alltag ihrer MitarbeiterInnen, vergangene Operationen und Stellenausschreibungen. Doch welche historischen Vorgänge haben zu diesem (Selbst-)Darstellungswandel von Nachrichtendiensten beigetragen? Welchen Platz nahmen letztere über das letzte Jahrhundert in Staat, Gesellschaft und Forschung ein? Und können BND, BfV, CIA, FBI und co. in dieser Hinsicht tatsächlich als unverzichtbare Fremdkörper moderner Demokratien bezeichnet werden?

Die Übung rückt die sich kontinuierlich verändernden Wechselbeziehungen zwischen Nachrichtendiensten und westlichen Demokratien des 20. Jahrhunderts in den Mittelpunkt, wobei sie insbesondere auf Ansätze aus den Intelligence Studies, der Behörden- und Organisationsforschung sowie der Mediengeschichte und der Kulturgeschichte der Politik zurückgreift. Im Laufe der Kompaktveranstaltung sollen Nachrichtendienste unter Berücksichtigung aktueller Forschungsdebatten einerseits als organische Bestandteile eines nationalen Ganzen analysiert und diskutiert, andererseits aber auch als eigenständige Akteure in ihrer globalen und transnationalen Dimension betrachtet werden. Dafür wird unter anderem die Frage von nachrichtendienstlichen Quellen und deren Potential für die Geschichtswissenschaften zentral sein.

Eine Vorbesprechung wird am 27.6.2025 stattfinden.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2025