Evidenz ist im kulturwissenschaftlichen Diskurs ein überaus aktuelles Thema. Gemeint ist damit der Effekt, daß eine Behauptung oder Vorstellung als offenkundig und fraglos, d.h. ohne weitere Begründung gültig erscheint und Anerkennung findet. Als solcher stellt Evidenz in verschiedenen Wissens- und Praxisfeldern und Disziplinen eine zentrale Ressource dar, etwa im Bereich der Rechtsprechung, in der Wissenschaft, im Journalismus oder im politischen Diskurs. Was und warum etwas als evident gilt, unterliegt indes historischem Wandel, und damit stellt sich nachdrücklich die Frage nach Voraussetzungen, Praktiken und Verfahrenstechniken, in besonderer Weise also auch den Medien, die in je spezifischer Weise zur Anwendung gelangen, um in bestimmten historischen Konstellationen und Feldern Evidenz zu stiften. Während die Kunstgeschichte diese Frage im Hinblick auf Bilder in den letzten Jahren eingehend untersucht hat (Kollegforschergruppe BildEvidenz an der FU Berlin), gibt es zur Baukunst bisher kaum einschlägige Forschungen. Die Vorlesung möchte vor diesem Hintergrund in experimentell-explorativer Weise Verfahrensweisen, Anwendungsbereiche und Strategien der Evidenzproduktion in der Architektur untersuchen und Anregungen zur weiteren Beschäftigung mit ihr vermitteln. Die Beispiele werden zum größeren Teil, aber nicht ausschließlich im Bereich der Vormoderne angesiedelt sein.

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2025