Der lutherische Theologe Johann Andreas Quenstedt empfiehlt in seiner Homiletik Ethica Pastoralis (1678) angehenden Theologiestudierenden, bereits zu Beginn ihres Studiums zu allen sonntäglichen Epistel- und Evangelientexten Karteikarten anzulegen, auf denen sie – in Vorbereitung ihrer späteren Predigttätigkeit – Auslegungsideen und Erschließungsansätze festhalten, die ihnen im Laufe ihres Studiums begegnen.
Diese Idee greift das Hauptseminar auf: Für ausgewählte, zentrale Texte der Lesereihen (etwa zu den großen kirchlichen Festen) wollen wir historische Bibelkommentare, Predigten und Frömmigkeitsliteratur sichten, studieren und aufbereiten. Ziel wird es sein, eine kommentierte Datenbank zusammenzustellen, die den Seminarteilnehmer*innen in ihrem späteren Beruf und bei der Vorbereitung von Predigt und Unterricht zur Verfügung stehen soll.
Literatur: Patrick Bahl, Vom Nutzen der Kirchengeschichte für die Predigt. Homiletische Erwägungen ausgehend von predigtgeschichtlichen Beobachtungen (in: Predigt als Bibelauslegung. Praktische Hermeneutik in interdisziplinären Perspektiven, hg. v. Johannes Greifenstein, Tübingen 2022, 157–186); Patrick Bahl, Auslegungsgeschichte als Grundsignatur kirchenhistorischen und theologischen Arbeitens (Evangelische Theologie, 2025, im Erscheinen).
- Lehrende/r: Patrick Bahl