Ganze Bauernfamilien, so berichtet der Chronist Guibert von Nogent, folgten 1095 dem Aufruf Papst Urbans II. zur Reise ins Heilige Land. Neugierige Kinderaugen richteten sich von klapprigen Ochsenkarren aus gen Osten: „Wann immer irgendwelche Burgen oder Städte voraus lagen, da fragten die Kleinen, ob dies denn schon Jerusalem sei.“ Der etwas spöttische Einschub des gelehrten Geschichtsschreibers markiert zugleich sein eigenes Erstaunen über die ungeheure Wirkung der päpstlichen Kreuzzugspredigt. Kindliche Neugier und gelehrte Weltsicht lassen sich produktiv nutzen: Im Zentrum des Proseminars stehen die Gründe und gedanklichen Voraus­setzungen der Massen­bewegung, das geistige Marschgepäck der Teilnehmenden und die schrittweise Erweiterung ihres Wissens­horizonts auf den einzelnen Etappen ihrer bewaffneten Pilgerreise. Unter Rückgriff auf die reiche Quellenüberlieferung zum Ersten Kreuzzug sollen grundlegende Hilfsmittel, Arbeitstechniken und Methoden der Mittelalterforschung vorgestellt und eingeübt werden.

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2025