John Dewey (1859-1952) war einer der Hauptvertreter des Pragmatismus und gilt als einer der bedeutendsten US-amerikanischen Philosophen des 20. Jahrhunderts und zugleich als ein Klassiker der Pädagogik. Seine Produktivität ist beeindruckend: In den 47 Bänden seiner „Collected Works“ finden sich Schriften zur Erkenntnistheorie, Metaphysik, Logik, Ethik, Pädagogik und politischen Theorie. Dewey hat zu Lebzeiten als Intellektueller an zahlreichen öffentlichen Debatten teilgenommen und als Reformer seine Ideen in einer Schulgründung verwirklicht. Bis heute prägen seine Vorstellungen die Debatten über Demokratie, pädagogische Praxis und soziale Reformen.
Ausgangspunkt von Deweys Denken ist die Vorstellung, dass unser Denken ein Werkzeug der organischen Anpassung darstellt. „Denken tritt erst dann auf, wenn wir auf eine Schwierigkeit stoßen, erst in dem Augenblick, wenn die gewohnheitsmäßigen oder institutionellen Formen des Handelns sich als unzulänglich für die Situation erwiesen haben“, so Dewey in einer Vorlesung zur Sozialphilosophie. Eine von der Praxis abgehobene Wahrheit kann es nach der pragmatistischen Grundüberzeugung schon deswegen nicht geben, weil sich der Wahrheitsgehalt von Vorstellungen an ihrem Nutzen für uns Menschen bemisst. Mit nützlichen Ideen gewinnen wir zugleich Macht. Diese Macht sollen wir Dewey zufolge in den Dienst gesellschaftlicher Verbesserungen stellen. Auch der Wert der Philosophie besteht letztlich in dem Dienst, die sie uns Menschen und unserem demokratischen Zusammenleben leistet. Damit die Philosophie ihre Aufgabe erfüllen kann, muss sie sich Deweys Überzeugung nach dem gewöhnlichen Leben zuwenden; sie muss anerkennen und vermitteln, dass wir Menschen nicht reine Geister im Dienste der Wissenschaft, sondern lebendige Wesen mit Gefühlen und Bedürfnissen sind.
Im Seminar sollen ausgewählte Beiträge aus den verschiedenen philosophischen Gebieten, mit denen Dewey sich befasst hat, gelesen und diskutiert werden. (Sollten Sie das Seminar im A-Modul in den BA-Studiengängen der Philosophie belegen und im Rahmen einer Arbeitsgruppe ein Thema für eine Prüfung vorbereiten wollen, können Sie hierbei jeweils einen Schwerpunkt auf einen bestimmten Themenkomplex legen.) Die Collected Works sind bei weitem nicht vollständig ins Deutsche übertragen worden, doch wichtige Aufsätze und Werke liegen mittlerweile in Übersetzungen vor. Zu Seminarbeginn wird die genaue Textauswahl bekannt gegeben.
Hinweis zur Anmeldung: Bitte melden Sie sich (bis spätestens am Vorabend der ersten Seminarsitzung!) in HIS-LSF an und kommen Sie zur Bestätigung Ihrer Anmeldung unbedingt in die erste Sitzung. Sollten Sie aus einem wichtigen Grund (Krankheit o.ä.) an der Teilnahme in der ersten Sitzung verhindert sein, melden Sie sich bitte bis spätestens um 10 h vor der Seminarsitzung per E-Mail ab. (Ihre Anmeldung in HIS-LsF kann dann so berücksichtigt werden, als wären Sie anwesend gewesen.)
- Lehrende/r: Sibille Mischer