Mit der Frage nach der Deutung, dem Bestehen und dem Umgang mit Leid sind Erfahrungen verbunden, die alle Schüler:innen betreffen und herausfordern. Gleichzeitig geht es in der geistesgeschichtlich hoch bedeutsamen Theodizeefrage auch darum, Gottesbilder zu überdenken, weiterzuentwickeln und angesichts des Leidens zu einer rational tragfähigen und leidsensiblen Gottesrede zu gelangen. In diesem Seminar möchten wir mit Ihnen gemeinsam aus exegetischer, systematischer und didaktischer Sicht auf das Thema Gott und Leid schauen. Dabei werden wir uns mit den dahinterliegenden systematisch-theologischen und philosophischen Begründungsmodellen beschäftigen und aus biblischer Sicht vor allem das Buch Ijob, das sich zentral mit dem Leid einer gerechten Person beschäftigt, in den Fokus rücken. Welche „Antwortmodelle” bietet die Theologie und welche bietet der biblische Text hinsichtlich der Frage nach Gott angesichts des Leids? Wie deuten sie Leiderfahrungen? Welches Gottesbild liegt ihnen zugrunde? Die Erkenntnisse der beiden theologischen Blickwinkel werden auf ihre Chancen und Grenzen für den Religionsunterricht hin befragt. Entlang des Elementarisierungs-Modells wird die Theodizeefrage als Thema der Sekundarstufe II inhaltlich diskutiert, im Blick auf eine didaktisch begründete Umsetzung unter den Lernvoraussetzungen von Schüler:innen analysiert und anhand von konkretem Unterrichtsmaterial theologiedidaktisch reflektiert. Ziel des Seminars ist es, zu erkunden, zu reflektieren und selbst zu erproben, wie sich schulische Lernprozesse entlang der Theodizeefrage fachdidaktisch verantwortbar im Horizont von theologisch-fachwissenschaftlicher Diskussion und heutigen Schüler:innen gestalten lassen.
- Lehrende/r: Franziska Kolodziej
- Lehrende/r: Yannick Selke