Ernst Cassirer zählt zu den bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Dennoch hat sein Denken, insbesondere im deutschsprachigen Raum, nicht die Anerkennung und Rezeption erfahren, die es verdient. Wie Birgit Recki hervorhebt, führte Cassirers Flucht aus dem nationalsozialistischen Deutschland im Jahr 1933 nicht nur zu einer unbefriedigenden Editionslage seines Werks, sondern auch zu einem Mangel an Fürsprechern, die seinen systematischen Beitrag in den philosophischen Schulen und Strömungen der deutschen Nachkriegszeit hätten vertreten können. Hinzu kamen allgemeine Vorbehalte gegenüber der „Kulturphilosophie“, die eine angemessene Würdigung seines vielseitigen Werks zusätzlich erschwerten. Diese Umstände trugen dazu bei, dass Cassirers Denken in den Hintergrund rückte und in vielen akademischen und öffentlichen Diskursen unterrepräsentiert blieb.

Das Werk Ernst Cassirers, der aus dem Marburger Neukantianismus hervorging, verbindet Wissenschaftstheorie und Philosophiegeschichte mit einer Kultur- und Sprachphilosophie, die sich mit historischem Anspruch, systematischem Scharfsinn und bemerkenswerten Originalität an der Breite der Philosophie beteiligt. Seine kontinuierliche Auseinandersetzung mit den Naturwissenschaften und seine entschiedene Ablehnung einer Trennung der kulturellen und wissenschaftlichen Welt in zwei separate Sphären zählen zu den zentralen Merkmalen seiner Kulturphilosophie, die gleichzeitig als philosophische Anthropologie zu verstehen ist.

Im amerikanischen Exil verfasste Ernst Cassirer 1944 An Essay on Man, eine konzentrierte und überarbeitete englische Darstellung seines früheren dreibändigen Werks: Philosophie der Symbolischen Formen. Mit Bezug auf die Dimensionen von Sprache, Mythos, Religion, Kunst, Geschichte und Wissenschaft definiert Cassirer den Menschen als animal symbolicum.

 

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