Der Gerichtsprozess dient dem Drama als naheliegende Struktur: Beide gründen auf Rede und Gegenrede, basieren auf der Performanz gesprochener Sprache und in der Tragödie löst eine Schuld (harmatía) des Helden, die im Drama vor Gericht verhandelt wird (z.B. Orests Mord an der eigenen Mutter), die Katastrophe aus. Schiller schreibt: „Die Gerichtsbarkeit der Bühne fängt an, wo das Gebiet der weltlichen Gesetze sich endigt.“ Dieses Diktum scheint gerade für Gerichtsdramen zu gelten.

In diesem Seminar werden wir das Motiv des Gerichtsprozesses im Drama durch die Literaturgeschichte verfolgen, angefangen bei Aischylos' Orestie über Heinrich von Kleists Der zerbrochne Krug, Peter Weiss' Die Ermittlung und weiteren Dramen bis zum postdramatischen Theater der Gegenwart, z.B. Die Moskauer Prozesse von Milo Rau.

 

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2025
ePortfolio: Nein