Die Psycholinguistik interessiert sich für den sprechenden Menschen und beschäftigt sich mit allen Fragen rund um den Erwerb und die mentale Repräsentation von Sprache sowie mit der Interaktion von Sprache und anderen kognitiven Fähigkeiten.
Wir beginnen die Vorlesung mit der Reflexion darüber, was die menschliche Sprachfähigkeit überhaupt ausmacht und was sie von den sprachlichen Systemen, über die auch Tiere verfügen, unterscheidet. Dann setzen wir uns mit den verschiedenen Erscheinungsformen von Sprache auseinander und betrachten Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei der Verarbeitung gesprochener, geschriebener und Gebärdensprache. Wir betrachten, was die Psycholinguistik über die Verarbeitung der sprachlichen Ebenen herausgefunden hat: Wie schaffen es Menschen, aus einem kontinuierlichen Lautstrom bedeutungstragende Elemente, also Worte zu extrahieren? Wie funktioniert das mentale Lexikon? Und woher wissen wir, wie ein „wohlgeformter“ Satz in unserer Muttersprache aussieht?
Ein weiterer Schwerpunkt der Vorlesung liegt auf dem Erwerb und der Verarbeitung mehrerer Sprachen, also bei bi- oder multilingualen Sprecher:innen. Hier sehen wir uns zum Beispiel an, welche Wege in die Mehrsprachigkeit führen und wie es Mehrsprachigen gelingt, im Gespräch ihre Sprachen „auseinanderzuhalten“.
Schließlich widmen wir uns dem Einfluss, den Sprache auf das Denken, also andere, nicht-sprachliche kognitive Fähigkeiten hat. Diese Frage, die seit dem 19. Jahrhundert kontrovers diskutiert wird, kann mit den modernen Methoden der Psycholinguistik erhellt werden.
In der Vorlesung werden psycholinguistische Studien zu unterschiedlichen Sprachen vorgestellt, der Fokus liegt insbesondere auf dem Englischen, Deutschen, Russischen, Polnischen und Tschechischen. Für alle Sprachbeispiele werden Übersetzungen angeführt, so dass eine breite Verständlichkeit gewährleistet ist.
- Lehrende/r: Christina Clasmeier