Inwiefern sollten Lehrer*innen die ökologische Krise und die Ungerechtigkeit auf der Welt in ihrem Unterricht thematisieren? Anders gefragt: Welche Wege sind denkbar und wünschenswert sich in der Rolle als Lehrer*in zur sozial-ökologischen Krise zu positionieren? Das Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung soll zu zukunftsfähigem Denken und Handeln befähigen. Was heißt das aber genau? Der Nachhaltigkeitsdiskurs enthält sehr unterschiedliche Problemdeutungen, miteinander in Konflikt stehende Vorstellungen davon, wie eine nachhaltige Gesellschaft aussehen soll und sich widersprechende praktische Strategien zu ihr zu gelangen. Je nachdem ob Nachhaltigkeit aus der Perspektive des Katastrophismus, des grünen Technikoptimismus, des Ökokapitalismus, kollektivistischer Alternativökonomien, der Radikaldemokratie oder des Technokratismus gedacht bedeutet „zukunftsfähiges Denken und Handeln“ mitunter sehr unterschiedliches. Auch in Bezug auf Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) stellt sich daher die Frage: Von welchem Verständnis von Nachhaltigkeit wird ausgegangen?

Ohne Zweifel wird Bildung als ein wesentlicher Hebel zu einer nachhaltigen Gesellschaftsentwicklung verstanden. Durch Aufklärung, Bewusstseinsbildung und Kompetenzerwerb, sollen Kinder, Jugendliche, aber auch Erwachsene befähigt werden im Sinne der Nachhaltigkeit zu handeln. Im Lichte der Zuspitzung der sozial-ökologischen Krise ließe sich umgekehrt aber auch Fragen: Befähigen Bildungsprozesse aktuell nicht in erster Linie dazu nicht-nachhaltiges Handeln zu erlernen? Sind Bildungsinstitutionen wie KITAs, Schulen oder auch Universitäten aktuell vielleicht gar wesentlich an der Problemverursachung beteiligt? Und auch jenseits dieser Institutionen, wie erlernen wir überhaupt (Nicht)Nachhaltigkeit? Im Seminar sollen unter anderem diese Fragen diskutiert werden.

Kurs im HIS-LSF

Semester: ST 2025