„Chroniken der deutschen Städte“ – unter diesem Titel publizierte ab 1862 ein monumentales Editionsunternehmen insgesamt 37 Bände mit historiographischen Texten von 19 Städten aus dem Gebiet des mittelalterlichen römisch-deutschen Reichs. Diese Edition ist bis heute nicht nur deshalb maßgebend, weil sie das umfassendste Corpus städtischer Chronistik des deutschen Spätmittelalters und damit eine Quellengruppe höchsten Ranges für die spätmittelalterliche Politik-, Sozial- und Kulturgeschichte darstellt. Wie die jüngere Forschung zunehmend problematisiert, hat der Kreis der Editoren mit diesem Werk überhaupt erst definiert, welche Texte wir unter den von ihnen geschaffenen Gattungsbegriff der mittelalterlichen „Stadtchroniken“ fassen – und wie eine mittelalterlicher Stadt politisch verfasst sein musste, um nach dem Verständnis der Reihe überhaupt „städtische Chronistik“ hervorbringen zu können.

Ziel des Hauptseminars ist es, gemeinsam einen Einblick in die aktuelle Forschungsdiskussion um städtische Historiographie und ihre Funktionen für die zeitgenössischen Menschen zu gewinnen. Zweitens werden wir ausgewählte Quellentexte gemeinsam lesen und interpretieren, die in der modernen Forschung als städtische „Identitätserzählungen“ gelten.

Kurs im HIS-LSF

Semester: SoSe 2025